Der Verein Weimarer Republik e.V. ist am 19.11.2016 in Kassel mit dem Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ ausgezeichnet worden. Während der feierlichen Preisverleihung in der Karlskirche sagte Laudator Prof. Dr. Bernd Faulenbach: „Der Verein Weimarer Republik e.V. hat großen Anteil an dem Bemühen, die erste deutsche Demokratie nicht nur unter dem Aspekt ihres Scheiterns, sondern auch als Vorgeschichte unserer heutigen Demokratie zu betrachten.“ Der Vorsitzende von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. betonte: „Es geht dabei nicht darum, die dunklen Seiten der deutschen Geschichte auszublenden. Es geht nicht um Konkurrenz.“ Dass die bundesdeutsche Verfassung vor allem auch als Lehre aus den Schwachstellen Weimars gesehen wird, bedeute ja auch, dass sie sich direkt auf die Weimarer Verfassung bezieht. Faulenbach nannte als damals fortschrittliche Ansätze der Weimarer Republik zum Beispiel die Einführung des Frauenwahlrechts, die erneuerte Wirtschaftspolitik und eine auf Verständigung basierende Außenpolitik.
Prof. Dr. Michael Dreyer, Vorstandsvorsitzender des Weimarer Republik e.V., sagte: „Die Bundesrepublik ist viel mehr Weimar, als man lange wahrhaben wollte.“ Wenn es um demokratische Traditionen gehe, klaffe in der Wahrnehmung zwischen 1848 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein großes Loch, „als ob in den 100 Jahren dazwischen nichts positives gewesen wäre.“
Der Weimarer Republik e.V. wurde 2013 von engagierten Bürgern in der Stadt Weimar gegründet und setzt seitdem zahlreiche Projekte gegen den beschriebenen Trend. Zum Beispiel eine Wanderausstellung, die nicht in Museen, sondern in Einkaufszentren und Bahnhöfen gezeigt wird und so auch Menschen erreicht, die sich eigentlich nicht für Geschichte interessieren. Außerdem mit einer interaktiven Internetplattform (weimarer-republik.net) und mit Stadtrundgängen vor Ort. Kürzlich konnte auch eine Förderung für ein „Haus der Weimarer Republik“ erreicht werden. Ziel: Zum Jubiläumsjahr 2019 in Weimar ein neues Forum für Demokratie zu eröffnen. Dreyer wandelt ein Zitat von Immanuel Kant ab: „Demokratie kommt nicht von selbst, sie muss gestiftet werden.“
Der Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ wird seit 2005 jährlich vergeben. Das Preisgeld von 7.500 Euro stellt die Frauke-Weber-und-Rainer-Braam-Stiftung zur Verfügung.