Anlässlich des 100. Jahrestages der Ermordung des ehemaligen Reichsfinanzministers Matthias Erzberger am 26. August 1921 im Südschwarzwald laden der Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. (Regionale Arbeitsgruppe Südhessen) und das Stadtarchiv Darmstadt zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung ein.
Der Mord am Zentrumspolitiker Matthias Erzberger im Jahr 1921 steht in einer Reihe antirepublikanisch- nationalistischer Anschläge zu Beginn der Weimarer Republik. Im Verlauf des 1. Weltkrieges hatte sich die Einstellung von Matthias Erzberger grundlegend gewandelt. So wurde er zum entschiedenen Befürworter eines Verständigungsfriedens, war maßgeblich an der Friedensresolution des Deutschen Reichstages im Juli 1917 beteiligt und unterschrieb am 11. November 1918 das Waffenstillstandsabkommen für das Deutsche Reich. Das alles brachte ihm die kontinuierliche Feindschaft der Rechten ein. Matthias Erzberger sah keine realistische Möglichkeit, die Annahme des Versailler Friedensvertrages zu verhindern. Neben anderen galt vor allem auch er daher als „Novemberverbrecher“, „Erfüllungspolitiker“ und wurde zum Hassobjekt rechter Kreise und Parteien. Von Oktober 1919 bis März 1920 war er Reichsfinanzminister und setzte eine Reform des Reichsfinanzsystems um, dessen Grundzüge noch heute Bestand haben.
Die rechte Hetze hatte „Erfolg“: Zwei Mitglieder der sog. Organisation Consul – eine rechte antirepublikanische Geheimorganisation - ermordeten Matthias Erzberger – diesen Wegbereiter deutscher Demokratie - auf einem Spaziergang bei Bad Griesbach (Schwarzwald) am 26. August 1921. Während Republikaner entsetzt reagierten und es im ganzen Reich zu Trauer- und Protestkundgebungen kam, jubelten rechte Kreise über den Mord.
Warum Erzberger so polarisierte und welche Bedeutung Hass in der frühen Weimarer Republik zukam, beleuchtet Dr. Christopher Dowe. Er hat eine Biographie über Matthias Erzberger geschrieben (Matthias Erzberger – Ein Leben für die Demokratie, Kohlhammer, Stuttgart 2011) und ist Ausstellungskurator am Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart.
Das Haus der Geschichte ist dazu verpflichtet, am 8. September die aktuellen Hygienevorschriften des Hessischen Landesarchivs zu berücksichtigen. Diese können Sie über diese beiden Mailadressen erfragen: suedhessen(at)gegen-vergessen.de und stadtarchiv(at)darmstadt.de.
Hier der Veranstaltungsflyer als PDF.