Vortrag von Christoph Schneider, anschließendes Gespräch mit Andreas Dickerboom.
Livestream (& on-demand) auf www.youtube.com/gegenvergessen
Der Kalmenhof in Idstein/Ts. ist mit Frankfurt eng verbunden. Gegründet 1888 von sozial engagierten Frankfurter Bürgern christlicher und jüdischer Konfession hatte die Heilerziehungsanstalt einen guten Ruf und war bemüht, moderne Formen der Fürsorgeerziehung umzusetzen. Im Jahr 1933 übernahm der Bezirksverband Nassau den Trägerverein und zwang die Einrichtung unter nationalsozialistische Führung.
Der Kalmenhof ist Teil der Geschichte der „NS-„Euthanasie“ hier in der Region. Einerseits fungierte er als „Zwischenanstalt“ für die systematische Ermordung von Anstaltspatienten und -patientinnen in Hadamar im Rahmen der sog. „Aktion T4“. Aber der Kalmenhof war Tatort über diese Funktion hinaus, und er war es bereits früher: Es gab dort einen ersten signifikanten Anstieg der Zahl der Sterbefälle fast unmittelbar nach Kriegsbeginn.
In der Veranstaltung geht es um die Frankfurter Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in Idstein, das heißt im Kalmenhof selbst starben. Erörtert werden die Tatzusammenhänge sowie die Zahl dieser Opfer, ergänzt von einigen biografischen Skizzen. Zu sprechen ist auch über die problematische Quellenlage – nicht zuletzt Folge des jahrzehntelangen Schweigens – sowie über mögliche weitere Forschungsansätze.
Christoph Schneider ist Autor des Forschungsprojekts Kalmenhof/Idstein.