2018 jährte sich zum 100. Mal das Ende des Ersten Weltkrieges. Die RAG Augsburg-Schwaben hat gemeinsam mit dem Evangelischen Forum Annahof mit einer Ausstellung an diesen Jahrestag erinnert. Zum Ersten Weltkrieg gab es im vergangenen Herbst in den einschlägigen Medien viel zu lesen und zu sehen. Oftmals sind es die harten Fakten, die das große Ganze beleuchten: 40 Staaten beteiligten sich am bis dahin umfassendsten Krieg der Geschichte, insgesamt standen annähernd 70 Millionen Menschen unter Waffen. Der Erste Weltkrieg forderte unter den Soldaten fast zehn Millionen Todesopfer und etwa 20 Millionen Verwundete. Die Anzahl der zivilen Opfer wird auf weitere sieben Millionen geschätzt. Die erste deutsche Demokratie war durch den Ersten Weltkrieg schwer belastet.
Diese Fakten sind den meisten bekannt. Wie aber war der Alltag der Menschen damals? Welche Nöte und Ängste hatten sie? Was waren die größten Herausforderungen? Antworten auf diese Fragen gab die Ausstellung in Augsburg. Sie beschäftigt sich mit zwei Städten, die heute Partnerstädte und gut befreundet sind: Bobingen südlich von Augsburg und Aniche im Norden Frankreichs. Der Bobinger Heimatverein hat in Archiven geforscht und Beeindruckendes und Bewegendes gefunden. Die Dokumentation umfasst unter anderem Sterbebilder von Gefallenen und Briefe, die vom Alltag während des Krieges in Bobingen berichten. Zudem hoch emotionale Briefe der Soldaten, die sie von der Front nach Hause an ihre Familien schickten.
Auf 60 Tafeln sind die Verwüstungen, die die deutschen Soldaten in Frankreich hinterließen, ebenso dargestellt wie die Situation in Bobingen – einer Stadt ohne Männer, mit wachsender Not in der Bevölkerung. Treibende Kraft hinter der Ausstellung war der ehemalige Bobinger Kulturreferent Reinhold Lenski. Das Mitglied des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. erläuterte zur Eröffnung im vollen Saal des Annahofs das Konzept der Ausstellung und diskutierte mit dem Journalisten Werner Reif über die Frage der Kriegsschuld. Vor Ort war auch Bernd Müller, Erster Bürgermeister von Bobingen. Die Ausstellung war vier Wochen lang im Evangelischen Forum Annahof zu sehen.
Stefan Mack ist Vorstandsmitglied der Regionalen Arbeitsgruppe Augsburg-Schwaben von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.
Erschienen in: Zeitschrift Gegen Vergessen - Für Demokratie Ausgabe 99/2019