Der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung Prof. Dr. Wolfgang Benz erhält in diesem Jahr den Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Damit zeichnet die gleichnamige Vereinigung die großen Verdienste des Zeithistorikers für die Erinnerungskultur in Deutschland und sein gesellschaftliches Engagement gegen Vorurteile und gegen Fremdenfeindlichkeit aus. Die Preisverleihung findet am 25. November im Festsaal des Erfurter Rathauses statt. Die Laudatio hält der Historiker Prof. Dr. Bernd Faulenbach, stellvertretender Vorsitzender von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.
Bernd Faulenbach erklärt die Wahl der Jury: „Das Bild der jüngsten Geschichte und die politische Orientierung in der Gegenwart bedingen sich gegenseitig. Daraus resultiert eine große politisch-gesellschaftliche Verantwortung des Zeithistorikers, die Wolfgang Benz wie kaum ein anderer wahrnimmt. Er ist Aufklärer und engagierter Bürger zugleich.“
Wolfgang Benz, geboren 1941 in Ellwangen, studierte Geschichte, Politische Wissenschaft und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main, Kiel und München. Benz wurde 1968 mit dem Thema „Süddeutschland in der Weimarer Republik (Innenpolitik 1918–1923)“ promoviert. Von 1969 bis 1990 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte in München, das Martin Broszat leitete. Von 1990 bis 2011 war Wolfgang Benz Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Benz hat wegweisende Forschungen über die Geschichte und über Vorurteile in der Gegenwart erbracht. Mehr als 200 Werke hat er verfasst oder herausgegeben. Darüber hinaus hat Benz es wie wenige andere Akademiker geschafft, seine Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit in verständlicher Form zugänglich zu machen. Im Zentrum der Arbeit von Benz steht die Zeit des Nationalsozialismus, doch behält er immer einen Blick und einen Bezug auf die gesellschaftliche Gegenwart. Nach wie vor gibt er den öffentlichen Debatten zum Nationalsozialismus, zu Extremismus, Antisemitismus und zur Fremdenfeindlichkeit wichtige Impulse. Immer wieder meldet er sich zu Wort, wenn er demokratische Prinzipien und Rechte von Minderheiten gefährdet sieht. Seit 1985 ist er Herausgeber der Dachauer Hefte und seit 1992 Herausgeber Jahrbuchs für Antisemitismusforschung. 1992 erhielt Benz den Geschwister-Scholl-Preis und den Preis „Das politische Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Zuletzt ist von Benz erschienen: „Die Feinde aus dem Morgenland. Wie die Angst vor den Muslimen unsere Demokratie gefährdet“, C.H. Beck, 2012.
Der Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ wird seit 2005 jährlich vergeben. Das Preisgeld von 7500 Euro stellt die Frauke-Weber-und-Rainer-Braam-Stiftung zur Verfügung. Bisherige Preisträger: 2005 Johannes Rau, 2006 die Musikgruppe „Die Prinzen“, 2007 das Maximilian-Kolbe-Werk, 2008 Dr. Theo Zwanziger, 2009 Rainer Eppelmann, 2010 Prof. Dr. Feliks Tych, 2011 Rafik Schami.