Preis Gegen Vergessen - Für Demokratie 2021/2022 geht an Friedemann Schulz von Thun und Bernhard Pörksen

Die Preisträger Friedemann Schulz von Thun und Bernhard Pörksen mit dem Vorsitzenden von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Andreas Voßkuhle (v.l.n.r., Foto: Felix Wachendörfer).
 

Auszeichnung für Verdienste um eine demokratische Diskussionskultur

Frankfurt am Main, 19.11.2022. Der Hamburger Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun und der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sind im Frankfurter Römer mit dem Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ 2021/ 2022 ausgezeichnet worden. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury war nicht zuletzt der 2020 erschienene Gesprächsband: „Die Kunst des Miteinander-Redens: Über den Dialog in Gesellschaft und Politik“.

In der Preisbegründung heißt es: „Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun und der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen bieten in ihren gemeinsamen Beiträgen Orientierung dabei, wie in Zeiten polarisierter und zunehmend unerbittlich erscheinender politischer Diskurse ein konstruktiver gesellschaftlicher Dialog möglich bleiben kann.“

Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung zeigten sich Schulz von Thun und Pörksen besorgt über die Auswirkungen der Krisen auf die Gesellschaft. Friedemann Schulz von Thun sagte: „Die Demokratie war für mich immer gegeben, aber nun ist sie etwas, das gefährdet ist.“ Und: „Die Welt ist so kompliziert geworden. Bei dem Versuch, diese Komplexität zu reduzieren, dürfen wir in der Politik nicht in populistische Äußerungen verfallen.“ Man müsse sich klar abgrenzen von Meinungen, mit denen man nicht einverstanden sei. Doch gelte es, dabei mehr auf Authentizität, Wirkungsbedachtsamkeit und auf das Bekenntnis zur eigenen Fehlbarkeit zu achten.

Bernhard Pörksen stellte fest: „Das Miteinander Reden wird schwieriger, weil unter vernetzten Bedingungen beständig große und kleine Ideologien und unterschiedlichste Perspektiven aufeinanderprallen. Es wird wichtiger, denn nur im direkten Austausch können wir Konflikte zivil lösen. Und es muss effektiver werden, weil im Angesicht multipler Krisen die Zeit drängt.“

Christine Lieberknecht, Thüringer Ministerpräsidentin a.D. und stellvertretende Vorsitzende von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., würdigte die Arbeit der beiden Kommunikationswissenschaftler als vorbildhaft und wirkungsvoll. Ihre Erkenntnisse sollten in der Politik mehr Berücksichtigung finden. Denn, so Lieberknecht: „Wir müssen die politische Kommunikation in den Griff kriegen.“

Die Preisverleihung sollte ursprünglich bereits im vergangenen Jahr stattfinden, musste aufgrund der Corona-Pandemie allerdings kurzfristig verschoben werden.  

 

Prof. Dr. Dr. h.c. Friedemann Schulz von Thun (*1944) ist Kommunikationspsychologe und Gründer des Schulz von Thun-Instituts für Kommunikation in Hamburg. Er hatte eine Professur für Pädagogische Psychologie in Hamburg (1976–2009) inne und konzipierte Kommunikationstrainings für Lehrer und Führungskräfte, später für Angehörige aller Berufsgruppen. International bekannt wurde Friedemann Schulz von Thun für sein Modell des Kommunikationsquadrates.

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (*1969) ist Medienwissenschaftler und arbeitet als Professor an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er hat sich vor allem aus systemischer Sichtweise mit den Inszenierungsstilen in Politik und Medien und dem Wandel der Kommunikation in der vernetzten Gesellschaft befasst. In seinem vielbeachteten Buch „Die große Gereiztheit“ (2018) analysiert er die Erregungsmuster des digitalen Zeitalters und entwirft eine konkrete Utopie der Medienmündigkeit.