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Ausstellung: "'Euthanasie'-Verbrechen in Südwestdeutschland. Grafeneck 1940"

Montag, 03. Juli 2023 bis Dienstag, 25. Juli 2023

KulturBahnhof, Georg-Elser-Platz 1, 73430 Aalen

Dies ist eine Veranstaltung von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., Regionale Arbeitsgruppe Ostwürttemberg, in Kooperation mit: Theater der Stadt Aalen, Gedenkstätte Grafeneck

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht ein lange Jahre fast vergessener Ort der südwestdeutschen und deutschen Geschichte: Schloss Grafeneck im heutigen Landkreis Reutlingen. Auf dem Gelände des Schlosses wurden 1940 über 10.000 Menschen aus Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ermordet.

Grafeneck steht in dieser Zeit für ein "staatliches und arbeitsteiliges Großverbrechen" des Nationalsozialismus. Seine Bedeutung geht dabei weit über lokale und regionale Bezüge hinaus. Grafeneck wurde zu einem der ersten Orte systematisch-industrieller Ermordung von Menschen im nationalsozialistischen Deutschland und zu einem Ausgangspunkt ungeheuerlicher Menschheitsverbrechen. Die Planer in Berlin nannten Grafeneck "Anstalt A", fünf weitere sollten folgen.

Am 18. Januar 1940 begannen die Morde in Grafeneck. Ihnen fielen bis Dezember 1940 10.654 Menschen – Frauen, Männer und Kinder – aus 50 Heil- und Pflegeinrichtungen zum Opfer. Die Täter benutzten hierfür eine stationäre Gaskammer, eingebaut in ein bestehendes Landwirtschaftsgebäude auf dem Gelände des Schlosses.

Obwohl als "Euthanasie" und "Gnadentod" verharmlost, ist das Geschehen angemessen nur als industrieller Massenmord zu beschreiben. Den Opfern wurde bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine doppelte medizinische und ökonomische Minderwertigkeit zugeschrieben und schließlich ihr "Lebenswert" und ihr Lebensrecht bestritten.

Bis Ende 1940 waren 50 Prozent aller Menschen in Heil- und Pflegeeinrichtungen Badens und Württembergs ermordet worden. Das Grafenecker Täterpersonal wurde dann in andere Vernichtungszentren der "Euthanasie" und der Shoah versetzt.