Volker Mall und Harald Roth, Mitglieder von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., erhielten am 18. November 2010 den mit 5 000 Euro dotierten Landespreis für Heimatforschung. Sie hatten in ihrem Werk „Jeder Mensch hat einen Namen“ die Leidenswege der 600 Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen rekonstruiert.
Jahre der Arbeit, Forschungsreisen in Archive sowie intensive Gespräche mit Zeitzeugen und Überlebenden des Lagers waren dem Buch vorweggegangen. 600 Häftlinge aus 16 Nationen litten in Tailfingen unter den Bedingungen. An den Folgen der schweren Arbeit, Erschießungen, Unterernährung und Kälte starben vor Ort allein 186. „Volker Mall und Harald Roth recherchierten vorbildlich die Daten der 600 Menschen“, heißt es in der Begründung der Jury.
„Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Unrechtssystems weit über die Lokalgeschichte hinaus, ein für die Geschichte in Europa wichtiges Buch und eine notwendige Würdigung der Opfer“, sagte Laudator Georg Wacker. Der Kultusstaatssekretär schrieb dem Schaffen Malls und Roths eine Vorbildfunktion zu: „Die Arbeit macht jungen Menschen deutlich, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus vor der eigenen Tür geschahen.“ Besonders wichtig sei das Buch für die Nachkommen der Opfer, verstreut in Europa, Israel und Amerika. "Diese haben dadurch die Möglichkeit, sich zu erinnern. “Genau diese Erfahrung ist es, die fernab der nun gewonnenen 5 000 Euro, die Mühen für Roth und Mall lohnend machten. „Von Anfang an standen bei unseren Recherchen die Opfer im Mittelpunkt“, sagte Volker Mall in seiner Dankesrede. „Wir wussten allerdings nicht, wie wichtig es für die Überlebenden war, endlich den Namen und ein Gesicht zu bekommen, Und wir wussten nicht, dass es so wichtig für die Angehörigen ist, zu erfahren, wo und wie ihre Väter und Großväter gestorben sind.“
Die 5 000 Euro können Harald Roth und Volker Mall offensichtlich gut gebrauchen. Nicht nur weil sie die bisherigen Forschungsreisen selbstlos aus eigener Kasse vorgestreckt haben. „Es tut sich immer noch etwas“, berichtete Mall. Roth und Mall haben derzeit intensive Kontakte in die Niederlande. „Wir sind immer noch am Aufstöbern von Überlebenden und Zeitzeugen“, sagte Mall. „Wenn da etwas ansteht, bezahlen wir es mit dem Preisgeld. Und die pädagogische Aufbereitung läuft ja auch noch weiter.“
Der Artikel von Jochen Stumpf erschien in einer ausführlichen Version zuerst am 19. November 2010 im Gäuboten. Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung.