Vergangenheit, die nicht vergeht

Warum und wie die Shoah heute erinnern?

100 Jahre liegt der Beginn des Ersten Weltkrieges zurück, 75 Jahre jener des Zweiten Weltkrieges. Im Juli jährt sich das Attentat auf Hitler zum 70. Mal. Und im kommenden Jahr werden wir zurückblicken auf 1945.

In Ziffern gefasste Gedenktage sind zwar unerlässlich, die Erinnerung an historische Ereignisse wachzuhalten. Aber was passiert in den Jahren dazwischen? Und wie kann es gelingen, mit zunehmendem Zeitabstand an Vergangenes zu erinnern? Und schließlich: wie verhält es sich, wenn Zeit-Zeugen verstummen?

Claude Lanzmann hat den Überlebenden der Shoa ebenso Gesicht und Stimme verliehen wie Steven Spielbergs Shoa Foundation. „Vergangenheit, die nicht vergeht – Warum und wie die Shoah heute erinnern?“, dies ist eine Frage, der nun die Katholische Akademie des Bistums Essen am 1. September nachgehen wird. Im Mittelpunkt der Initiates file downloadVeranstaltung steht „Der Dachdecker von Birkenau“, ein Film von Johannes Kuhn, produziert von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

Kuhn begleitete den Auschwitz-Überlebenden Mordechai Ciechanower unter anderem auf eine Reise in das ehemalige deutsche Konzentrationslager. Für viele Angehörige von Mordechai Ciechanower wurden die „Landschaften der Metropole des Todes“ – so Kulka in seiner autobiographischen Erzählung – zum Grab; Ciechanower selbst überlebte im sog. Dachdeckerkommando nur dank glücklicher Fügungen. „An das Gute erinnert man sich gerne”, sagt er, „doch ich vergesse auch nicht das Schlechte.” Der Filmemacher Johannes Kuhn möchte als Vertreter der Generation der heute 30-Jährigen Mordechai Ciechanower helfen, Erinnerung weiterzugeben und so dessen Versprechen an die Opfer einzulösen.

Der jungen Politikwissenschaftlerin Katarina Bader geht es um die schwierige Annährung zwischen Deutschen und Polen nach dem Zweiten Weltkrieg. In ihrem Buch „Jureks Erben“ beschreibt sie aus der Sicht der Enkelgeneration die Freundschaft zwischen einer jungen Deutschen – sie anfangs um die zwanzig – und dem etwa 80-jährigen polnischen Auschwitz-Überlebenden Jurek Hronowski. Aus ihren Erinnerungen an Jurek entsteht eine lebensnahe Geschichte der Aufarbeitung des NS-Regimes.

Die Akademie DIE WOLFSBURG betont in ihrem Veranstaltungstitel besonders das „heute“. Johannes Kuhn und Katarina Bader werden als Angehörige der jungen Generation versuchen nachzuspüren, wie die Enkel- und Urenkel-Generation der Täterseite mit den NS-Verbrechen umgeht und was nach ihrer Erfahrung die Motive vieler Deutscher für die Erinnerungsverweigerung (gewesen) sind. Die Frage, welche Bedeutung den christlichen Kirchen bei der Erinnerung an die Shoah zukommt, rundet die Veranstaltung ab. Dazu wurde der Theologe Hans Hermann Henrix als Experte für das Verhältnis von Christentum und Kirche zum Judentum eingeladen mitzudiskutieren.

„Nicht mehr selbst Erlebtes“ soll künftig nicht lediglich auf eine Ziffer reduziert werden. Die Tagung will dazu beitragen, dass neue Formen der Erinnerung gefunden werden. Die Vergangenheit lehrt uns und die Tagesnachrichten zeigen uns, dass dies notwendig ist.

 

1. September 2014, 17:30 - 21:00 Uhr

Vergangenheit, die nicht vergeht – Warum und wie die Shoah heute erinnern?

2014. Das Jahr der europäischen Zeitgeschichte

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Anmeldung unter Tagungsnummer 14254

Tagungsbeitrag: 15 €, Studierende 5 €, Schülerinnen und Schüler kostenlos.

Katholische Akademie Die Wolfsburg

Falkenweg 6, 45478 Mülheim an der Ruhr

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