Tagung „Gedenkstättenarbeit und Zeitzeugeninterviews“

Am 17. und 18. November 2011 führten die Bundesstiftung Aufarbeitung und Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. in Kooperation mit dem Internationalen Suchdienst (ITS) in Bad Arolsen eine Tagung zum Thema „Gedenkstättenarbeit und Zeitzeugenarbeit“ durch. 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter viele Mitarbeiter/innen der politischen Jugendbildung und von Gedenkstätten, befassten sich zwei Tage lang mit der Geschichtsvermittlung durch Zeitzeugen.

Der Besuch beim ITS, der rund 30 Millionen Dokumente, darunter eine große Zahl personenbezogener Unterlagen für Opfer und Überlebende der nationalsozialistischen Verfolgung bewahrt, war Auftakt der diesjährigen Tagung. Hier verschafften sich die Teilnehmer/innen einen Überblick über den Dokumentenbestand sowie die Aufgaben des ITS, der sich im Jahr 2007 für die wissenschaftliche Forschung geöffnet hat.

Susanne Urban, Bereichsleiterin Forschung im ITS, bezeichnete oral history als wichtiges Medium zur Vermittlung von Geschichte. Sie betonte: „Wenngleich im ITS keine Audios oder Videos von Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung vorliegen, so verfügen wir über all jene Dokumente, die diese Erinnerungen flankieren, illustrieren und ergänzen.“ Zu dem Bestand der Displaced Persons (DP) zählen beispielsweise Fragebögen, die direkt nach dem Krieg von den Überlebenden selbst ausgefüllt wurden. Sie sind die ersten skizzierten Erinnerungen von den Betroffenen.

„Diese Auskünfte der DPs, die teilweise sehr ausführlichen Briefe aus den Korrespondenzakten von den Opfern an den ITS und die Interviews, die in den vergangenen Jahren von der Shoah Foundation und anderen Organisationen aufgezeichnet wurden, sind spannend zu vergleichen“, meint Historiker Alexander von Plato. „Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich Überlebende in gewissen Abständen über ihr Schicksal erzählen.“ Plato selbst stellte ein Interviewprojekt mit Zeitzeugen zum Thema „Bombardierung Dresden am 13. Februar 1945“ vor.

Neben der ausführlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Beständen des ITS sowie dem Interviewprojekt zu Dresden, wurden verschiedene Zeitzeugenprojekte zur DDR-Geschichte und ein Projekt, das sich mit der Sicht türkischer Generationen auf Mauerfall und Wiedervereinigung beschäftigt, vorgestellt. lm Rahmen der Tagung wurden Erfahrungen in der Arbeit mit Zeitzeugen an Gedenkstätten, in der politischen Bildungsarbeit, aber auch bei Ausstellungen, Filmprojekten oder Veranstaltungen vorgestellt und diskutiert. „Im Mittelpunkt stand auch die Frage, wie wir mit der Erinnerungsarbeit weiter machen, wenn in Zukunft keine Zeitzeugen mehr da sind“, sagt Ernst Klein, Regionaler Sprecher Nordhessen-Südniedersachsen von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.