In einem gemeinsamen Spendenaufruf bitten Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und der Rektor der Bonner Universität, Prof. Jürgen Fohrmann, die Bürgerinnen und Bürger um finanzielle Unterstützung für ein Erinnerungsmal an die Bücherverbrennung im Mai 1933 in Bonn. "Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie mit Ihrer Spende mithelfen würden, das Erinnerungsmal zu realisieren", appellieren Nimptsch und Fohrmann.
Der Rat der Stadt Bonn, der Oberbürgermeister und die Verwaltung rufen die Bonner Bevölkerung gemäß Ratsbeschluss vom 26.04.2012 zu einer Spende "10 Euro für ein Bürgermahnmal - Gegen das Vergessen" auf. Der Aufruf wird gezielt auch über die demokratischen Parteien, Gewerkschaften, Kirchen sowie IHK Bonn/RheinSieg, Kreishandwerkerschaft und Innungen erfolgen.
Damit soll das Mahnmal ein Bürgermahnmal werden.
Die Verwaltung wird u.a. mit den Künstlern besprechen, ob ein entsprechender Hinweis "Gestiftet von Bonner Bürgerinnen und Bürgern" am Erinnerungsdenkmal angebracht werden kann.
Am 1. März dieses Jahres hatte der Bonner Stadtrat beschlossen, das Erinnerungsmal, entworfen von dem Künstler Andreas Knitz und dem Architekten Horst Hoheisel, zu verwirklichen. Die feierliche Einweihung ist für den 80. Jahrestag der Bonner Bücherverbrennung am 10. Mai 2013 vorgesehen. Knitz und Hoheisel waren als Sieger aus einem Wettbewerb hervorgegangen, an dem mehrere Künstler teilgenommen hatten.
Ihr Entwurf sieht über den Bonner Marktplatz verstreute "Lesezeichen" vor. Diese nennen Titel und Autoren der von den Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 verbrannten Bücher. Die zunächst zufällig auf dem Platz verteilten Lesezeichen verdichten sich an der Stelle vor der Treppe des Alten Rathauses, an der die Bücher verbrannt wurden. Die Finanzierung des Erinnerungsmals, für dessen Realisierung rund 50 000 Euro benötigt werden, soll nach dem Willen des Bonner Stadtrates ausschließlich privat erfolgen. Daher rufen der Oberbürgermeister und der Uni-Rektor gemeinsam die Bürgerinnen und Bürger zu Spenden auf.
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Der Anlass für das Erinnerungsmal
Nach der so genannten "Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sahen sich unter anderen jüdische, pazifistische, sozialdemokratische und kommunistische Schriftsteller einer verstärkten Verfolgung ausgesetzt. Diese fand einen ersten Höhepunkt am 10. Mai 1933 in einer von der "Deutschen Studentenschaft" organisierten Kampagne, die sie als "Aktion wider den undeutschen Geist" bezeichnete.
Gestartet wurde die Kampagne am 12. April 1933 mit der Verbreitung eines Plakates, das zwölf propagandistische Thesen mit der zentralen Parole "Wider den undeutschen Geist" zum Inhalt hatte. Zudem wurden in Vorträgen in den Universitäten sowie durch Tageszeitungen und Rundfunk Studierende und die Öffentlichkeit über die Ziele der Kampagne "aufgeklärt" und die betroffenen Schriftsteller und Autoren diffamiert. Darüber hinaus forderte die "Deutsche Studentenschaft" alle Studierenden auf, aus ihren privaten Bibliotheken und denjenigen ihrer Bekannten die unerwünschten Bücher zu entfernen und in einem nächsten Schritt ebenso in öffentlichen Büchereien zu verfahren. Auch die Bonner Studentenschaft beteiligte sich an der Kampagne, veröffentlichte Aufrufe in der Tagespresse, veranstaltete einen Vortragsabend im Auditorium Maximum. Auf Anordnung des damaligen Oberbürgermeisters wurden in Bonn Bücher in den öffentlichen Bibliotheken unter Beteiligung städtischer Polizeikräfte entfernt.
Insgesamt sind für das Frühjahr 1933 deutschlandweit mehr als 50 Bücherverbrennungen, meist an Orten mit Hochschulen, dokumentiert. Allein am Abend des 10. Mai 1933 fanden 22 Bücherverbrennungen statt, darunter auch vor dem Bonner Rathaus. Welche Bücher in Bonn verbrannt wurden, ist nicht mehr nachvollziehbar. Die Liste der verfemten Autorinnen und Autoren, deren Bücher verbrannt wurden, ist lang und umfasst etwa 450 Namen. Im Laufe der Zeit wurde die Liste der verbotenen Bücher noch um lokale Schriftsteller und wissenschaftliche Publizisten erweitert. Fast die gesamten Autoren deutscher Gegenwartsliteratur gingen ins Exil, andere wurden später in Konzentrationslager verschleppt oder mit Publikationsverboten belegt.
Spenden für das Erinnerungsmal können auf das Konto 11312 der Stadt Bonn bei der Sparkasse Köln-Bonn, BLZ: 37 050 198, überwiesen werden. Als Verwendungszweck soll "4230.5453.7789 - Erinnerungsmal Bücherverbrennung" angegeben werden. Eine Spendenbescheinigung wird vom Kulturamt der Stadt Bonn ausgestellt.
Für Rückfragen steht im Kulturamt der Stadt Bonn Angela Weller, Telefon (02 28) 77 45 51, zur Verfügung. E-Mail: Angela.Weller(at)bonn.de
Foto: Diesen Entwurf für das Mahnmal zur Bücherverbrennung auf dem Markt haben Andreas Knitz und Horst Hoheisel vorgelegt © Andreas Knitz und Horst Hoheisel