Günther B. Ginzel (Köln) und Hans G. Glasner (Dortmund) im Gespäch. Eine Kooperationsveranstaltung mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der Mahn-und Gedenkstätte "Steinwache" und der VHS am 16. November im Reinoldinum Dortmund.
Geht man in Berlin am Hackeschen Markt in die Rosenthaler Straße 39 durch eine ziemlich unansehnliche Tordurchfahrt und eine Stiege linker Hand hinauf, so steht man in der ehemaligen Bürsten- und Besenwerkstatt von Otto Weidt . In einem verborgenen Raum ist das Versteck zu besichtigen, in dem er jüdische Mitarbeiter und andere Verfolgte rettete. Doch auch Otto Weidt konnte nicht verhindern, dass Denunzianten von diesem Versteck erfuhren. In letzter Minute rettete er die jüdischen Freunde durch seinen engagierten und mutigen Einsatz vor Deportation und Ermordung. Ca.1700 Jüdische Menschen wurden in Berlin versteckt! Es gab regelrechte Netzwerke, die Verstecke und Lebensmittel bereitstellten und Fluchtwege ausfindig machten. Insgesamt dürfte man ca. 10.000 "Stille Helfer" zählen. Gerade sind neue Forschungen angelaufen.
Denunzianten waren in Laufe der Geschichte immer sehr effektive Stützen autoritärer Regime und Gruppen, in extremer Weis aber in der Zeit des Nationalsozialismus: Die Gestapo hätte ohne die Denunzianten und insbesondere ohne die in Scharen angelaufenen „Freiwilligen" überhaupt nicht arbeiten können. Das Wüten Freislers und seines „Volksgerichtshofes" mit ca.2.500 Todesurteilen wurde möglich durch das gelieferte „Material" der Denunzianten. Das NS-System, eine immer abrufbare Zustimmungsdiktatur? Ein wahrer „Volks"-Gerichtshof?
in An zwei Impulsreferate schlossen sich ein Gespräch der Referenten und eine lebhafte Plenumsdiskussion an. Zur Sprache kam auch der Aspekt "wo sind sie geblieben"? Die Nazis fanden sich durchaus komfortabel in der Bundesrepublik wieder.
Hans G. Glasner ist Sprecher der RAG Östliches Ruhrgebiet.