Neues Buch von Ernst Klein "Verschwundene Nachbarn - Verdrängte Geschichte"

Ernst Klein; Verschwundene Nachbarn - Verdrängte Geschichte. Eine Dokumentation als Begleitbuch zur Dauerausstellung „Deutsch-Jüdisches Leben in unserer Region im Lauf der Jahrhunderte“ in der Geschichtswerkstatt Rückblende, Kasseler Str. 6, 34471 Volkmarsen, Fuldabrück 2012
ISBN 978-3-924259-11-2

Der Druck wurde von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ im Leo Baeck Programm sowie von der hessischen Landeszentrale für politische Bildung gefördert. Zusätzliche Unterstützung kam von der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Berlin

Vorwort von Dr. Hans-Jochen Vogel, Gründungsvorsitzender der Vereinigung
„Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“

Mitte der 1990er Jahre lernte ich Ernst Klein kennen, der gerade gemeinsam mit anderen engagierten Bürgerinnen und Bürgern im hessischen Volkmarsen den Arbeitskreis „Rückblende – Gegen das Vergessen“ gegründet hatte. Sie suchten nach Spuren jüdischen Lebens in ihrer Region, die im deutschen Reich zu den Gebieten mit dem prozentual höchsten
Anteil jüdischer Einwohner gehörte. Zwölf Jahre Nationalsozialismus aber hatten ausgereicht, um das vielfältige, über Jahrhunderte gewachsene jüdische Leben auch in dieser Region vollständig zu zerstören. Wer von den dort lebenden Juden nicht bis zum Kriegsbeginn im September 1939 auswanderte, saß in einer tödlichen Falle, wurde deportiert und ermordet.

Ernst Klein und seine Mitstreiter durchforsteten nicht nur Dachböden und Stadtarchive, sie suchten mit Hilfe von Zeitungsanzeigen weltweit nach jüdischen Überlebenden aus Volkmarsen und Umgebung, um diese in ihre ehemalige Heimat einzuladen. Der Wunsch, Brücken über den Abgrund der NS-Verbrechen zu bauen, wurde von den aus aller Welt kommenden Besuchern mit großer Freude angenommen. Die zahlreichen Berichte der
Emigranten sowie die von ihnen mitgebrachten Dokumente, Fotos und Erinnerungsstücke wurden ein wertvoller Grundstock für die inzwischen in Volkmarsen als dezentraler Lernort aufgebaute Dauerausstellung „Deutsch-Jüdisches Leben in unserer Region im Lauf der Jahrhunderte“.

Das Ziel der Ausstellung war von Anfang an, den Blick nicht nur auf die
NS-Zeit zu verengen, sondern auch daran zu erinnern, wie die jüdischen
Nachbarn gelebt haben und wie eng die christlich-jüdischen Beziehungen
vor dem Nationalsozialismus waren. Das vorliegende, von Ernst Klein erstellte Begleitbuch wird die Ausstellung noch ergänzen und einen dauernden Rückgriff auf das dort Gezeigte ermöglichen. Ich wünsche ihm deshalb eine weite Verbreitung.

Ernst Klein bekunde ich aus diesem Anlass erneut meinen Respekt. Als
damaliger Vorsitzender der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie
e.V. habe ich den von ihm 1995 gegründeten Verein „Rückblende gegen
das Vergessen“ von Anfang an mit Sympathie begleitet. Im Jahr 2000
übernahm er zusätzlich die Funktion des Sprechers der Regionalen Arbeitsgruppe Nordhessen- Südniedersachsen.

Diese ist dank seines Engagements heute eine der aktivsten Gruppen unserer Vereinigung, deren Erinnerungsarbeit eine ganze Region prägt. Dass die vom NS-Gewaltregime ausgelöschten jüdischen Nachbarn dort wieder im Bewusstsein der Menschen präsent sind, ist vor allem sein Verdienst. Möge sein Beispiel Schule machen.