Mehrgenerationen-Projekt „Juden in Ilmenau“ organisiert Treffen

Pressemitteilung der Regionalgruppe Ilmenau-Arnstadt von Gegen Vergessen - Für Demokratie 12. September 2017

„Wir können die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht ungeschehen machen, aber wir können versuchen, im öffentlichen und persönlichen Erinnern den jüdischen Ilmenauern den Platz zurückzugeben, den sie einst hatten“, meint dazu Regionalsprecher Rainer Borsdorf.

Der Historiker hat in den letzten Wochen und Monaten umfangreiche Recherchen in Archiven bundesweit getätigt. „Wir sind sehr froh, dass wir auf die jahrelange Vorarbeit vieler engagierter Ilmenauer zurückgreifen können, die Hervorragendes geleistet haben“, betont Borsdorf. Dennoch sei er überrascht gewesen, wie viele Dokumente zu jüdischen Ilmenauern mit bisher unbekannten Details sich in den Archiven hätten finden lassen.

Parallel dazu ist der Verein bemüht, ein Netzwerk zu den Nachkommen jüdischer Ilmenauer weltweit aufzubauen und benötigt dazu dringend die Unterstützung von Senioren: „Wer hat vielleichtnoch Kontakte oder hat selbst noch Erinnerungen an die Zeit des ‚Dritten Reiches‘?“, fragt Borsdorf, der so gemeinsam mit Martin Strauch Jugendlichen die Begegnung mit Zeitzeugen ermöglichen will. Ziel des Projekts ist eine Broschüre, die auch an Schulen Verwendung finden soll.

Dass es bei den Treffen auch um Fragen der Demokratie heute gehen soll, liegt Vereinsmitglied Ursula Nirsberger sehr am Herzen: „Nachhaltige Erinnerungsarbeit, bei der Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden, kann nur in einer Demokratie gelingen.“

Das Projekt wird finanziell unterstützt durch den Lokalen Aktionsplan des Ilm-Kreises, die Sparkasse Arnstadt-Ilmenau, Ev.-luth. Kirchengemeinde und Kirchenkreis und weitere Institutionen.

Hintergrund: Bis 1933 lebten in Ilmenau rund 90 Bürger jüdischen Glaubens, doch schon am 01.04.1933 begannen auch hier antisemitische Aktionen der neuen Machthaber. Nach der Reichspogromnacht 1938 wurden mehrere jüdische Ilmenauer im KZ Buchenwald inhaftiert. Später wurden viele von ihnen deportiert und ermordet; nur rund einem Drittel der jüdischen Ilmenauer gelang das Überleben durch rechtzeitige Emigration.

Link zur Regionalen Arbeitsgruppe Ilmenau: http://www.gegen-vergessen.de/index.php?id=1306