Ladwig-Winters, Simone: Das Ende eines Aufbruchs. Jüdische Juristinnen und Juristinnen jüdischer Herkunft nach 1933. Minderheitenerfahrung und weibliche Diskriminierung

Rezension

In ihrer Studie untersucht die Autorin die Lebens- und Berufswege jüdischer Juristinnen in Deutschland von Beginn der Weimarer Republik bis in die Gründungsjahre der Bundesrepublik. Die Stationen dieser Biographien reichen von der beruflichen Emanzipation jüdischer Frauen in der Weimarer Republik, deren jähem Ende durch das NS-Regime mit einher gehenden Berufsverboten, rassistischer Verfolgung und existenzieller Bedrohung über Flucht und Neuanfang im Exil bis zur Rückkehr und neuer beruflicher Orientierung in der Nachkriegszeit. 87 Biografien jüdischer Juristinnen wurden im Auftrag des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz untersucht und ausgewertet.

Erst seit 1922 war es Frauen überhaupt möglich, einen juristischen Vollberuf zu ergreifen. Gerade Frauen, die jüdisch oder jüdischer Herkunft waren, wollten nun ihren Beitrag zur Entwicklung und Durchsetzung des Rechts leisten. Der hohe Anteil von jüdischen Frauen, die diesen Weg einschlugen, sich, allen Widerständen zum Trotz, in Gerichten, Ämtern und Kanzleien etablierten, ließ sie zu einer Avantgarde der Juristinnen werden.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die jüdischen Juristinnen zu Ausgegrenzten und Verfolgten, deren Lebensweg oftmals im Konzentrationslager endete. Von denjenigen, die überlebten, flohen die meisten, wobei sie mit ihren Kenntnissen des deutschen Rechts im Ausland nur wenig anfangen konnten. Das starke Vertrauen in ein funktionierendes Rechtssystem brachten all jene zum Ausdruck, die nun ein weiteres Mal Rechtswissenschaften studierten.

Die Biografien vermitteln einen Eindruck, unter welchen Umständen sich diese Juristinnen weiter zu behaupten versuchten.

 

Simone Ladwig-Winters

Das Ende eines Aufbruchs. Jüdische Juristinnen und Juristinnen jüdischer Herkunft nach 1933. Minderheitenerfahrung und weibliche Diskriminierung

Bundesanzeiger Verlag, Köln 2016

Gebundene Ausgabe, 242 Seiten 

ISBN: 978-3-8462-0595-2 44,00 €