Joseph Goebbels – Hitlers Einpeitscher

Vortrag und Gespräch mit Prof. Peter Longerich, London, in der Mahn-und Gedenkstätte "Steinwache" in Dortmund am 25. März 2011.

Hans G.Glasner und Dr.Stefan Mühlhofer

Joseph Goebbels? Ja, da war doch die Rede im Sportpalast in Berlin 1943 mit der Ausrufung des „totalen Krieges“ und die frenetische Zustimmung der Anwesenden. Aber sonst? Ein radikaler und fanatischer Anstisemit und Gewaltfanatiker, der sich narzistisch  in der Rolle eines Schöngeistes gefiel, dem "Führer" bis in den Tod folgte.

Prof. Dr. Peter Longerich(*1955) gilt als einer der weltweit besten Kenner des Nationalsozialismus und wurde unlängst durch seine Himmler-Biographie bekannt. Er ist Professor für Neuere und neueste Geschichte und Direktor des Research Centre for the Holocaust and Twentieth-Century History am Royal Holloway College der University of London.

Es war gelungen, Peter Longerich zu einem Vortrag über seine neuesten Studien zu Joseph Goebbels zu gewinnen(Peter Longerich, Goebbels. Biographie, Siedler Verlag, München 2010, ISBN: 978-3-88680-887-8). Hier wurde der „Goebbels-Mythos“ entzaubert. Wie die jüngst edierten Tagebücher erkennen lassen, war er an den meisten bedeutenden Entscheidungen nicht beteiligt: Krieg, Frieden, Innenpolitik  – Hitler informierte ihn im Nachhinein , obwohl er ein sehr enges Verhältnis zur Familie Goebbels hatte. Es gab Besuche, Heimkinoabende in der Reichskanzlei, sogar gemeinsame Ferien.
Die Lebensanalyse von Josef Goebbels lässt eine narzistische Abhängigkeit von seinem Idol, dem "Führer" erkennen, sein Ziel war es, über sein Propagandaministerium geradezu eine Übereinstimmung von Führer und Volk zu schaffen. Er war wohl der intelligenteste Typ in der Nazi-Führungsriege , aber letztendlich doch ohne entscheidenden Einfluss. Seinen Propagandaapparat freilich setzte er brutal ein. Und wie subtil die antisemitische Propaganda auch angelegt  war, zeigte unlängst der in der „Steinwache“ gezeigte und diskutierte Harlan-Film „Jud Süß“.
Die engagierte Diskussion mit den vielen Besuchern, die gekommen waren, ließ erkennen, wie bedeutsam ein qualifiziertes "Gegen Vergessen" in der Gegenwart ist.

Stefan Mühlhofer ist stellvertretender Sprecher der RAG Östliches Ruhrgebiet, Hans G. Glasner RAG-Sprecher.