Hinweis: Die vergessenen Kinder von Leipzig. Film von Stephan Liskowsky und Dinah Münchow

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Sa., 10.08. 11:00 Uhr 29:53 min

Es ist eines der aufwendigsten Projekte zur Aufarbeitung von Euthanasie-Verbrechen im Dritten Reich. Wissenschaftler der Gedenkstätte "Pirna-Sonnenstein" wollen in den nächsten vier Jahren die Schicksale von über 10.000 in Sachsen getöteten Menschen aufklären. Erstmals soll ein Gedenkbuch mit sämtlichen Namen der Opfer und vielen biografischen Details entstehen. Menschen, die der "Medikamenten-Euthanasie" zum Opfer fielen oder in den "Kinderfachabteilungen" in Leipzig und Großschweidnitz systematisch getötet wurden.

In Leipzig, an der hiesigen Universitätskinderklinik, wurde unter dem damaligen Direktor Dr. Werner Catel erstmals ein behindertes Kind getötet – tausende folgten im gesamten Deutschen Reich. Doch die Verbrechen wurden vertuscht, natürliche Todesursachen erfunden, Akten verbrannt. Die Wissenschaftler um Dr. Boris Böhm suchen nun nach Zeitzeugen, rekonstruieren mit teils kriminalistischen Methoden Krankenakten und recherchieren Familiengeschichten.

Das Gedenkbuch rührt an Tabus, denn lange wurde über die verschwundenen Tanten oder Onkel geschwiegen; auch über die behinderten Kinder, die im zweiten Weltkrieg unter mysteriösen Umständen in Kliniken verstarben. Wie Josef Faust, der als 10-Jähriger in Leipzig ermordet wurde. Der Berliner Historiker Götz Aly hat errechnet, dass jeder achte Deutsche mit einem Euthanasieopfer direkt verwandt ist. Viele nach dem Krieg geborenen Angehörigen fragen heute nach deren Schicksal und suchen Erklärungen. Das Gedenkbuchprojekt von "Pirna-Sonnenstein", siebzig Jahre nach dem Beginn der Morde, soll endlich an alle betroffenen Frauen, Männer und Kinder in würdiger Form erinnern.

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