Am 30. Januar jährt sich die „Machtergreifung“ Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten zum 80sten Male. Fast bis auf den Tag genau befreiten Einheiten der Roten Armee zwölf Jahre später, am 27. Januar 1945, die letzten Gefangenen des Vernichtungslagers Auschwitz – zwölf Jahre, gefüllt mit bis daher unbekanntem Schrecken.
Die Folgen der deutschen Katastrophe, der Herrschaft der Nationalsozialisten, sind bis heute zu spüren – der vollständig vollzogene Zivilisationsbruch in einer der meist entwickelten Nationen der damaligen Welt ist immer noch nicht verarbeitet. Immer noch stellt sich die entsetzte Frage nach dem Warum: Wie war dies möglich, nicht irgendwo und irgendwann, sondern im Herzens Europas, im Land der Nobelpreisträger, im Land der Dichter und Denker?
Nicht zuletzt deshalb und um einer Wiederholung vorzubeugen, wird jährlich am 27. Januar zuerst in Deutschland, inzwischen weltweit, der Opfer dieser Schreckensherrschaft gedacht.
Wie seit mehr als 10 Jahren wird auch dieses Jahr in Duisburg wieder bei zwei Abendveranstaltungen zum Denken und Gedenken eingeladen – und beide nehmen in diesem Jahr Bezug auf diesen Ausgangspunkt, die „Machtergreifung“ von 1933. Es werden die Fliehkräfte, die sich in den Jahrzehnten zuvor aufgebaut haben, ins Rampenlicht gezogen werden. Es wird die Frage gestellt: Welche „Ernte“ wurde dort von wem eingefahren? – Welche Zeche Deutschland und die Welt dafür zu zahlen hatten, ist bekannt.
In der Gedenkveranstaltung am Sonntag, dem 27. Januar 2013, um 19:30 Uhr in der Salvatorkirche neben dem Rathaus wird die Vorgeschichte im Mittelpunkt stehen. Professor Dr. Traugott Jähnichen (RUB Bochum) wird unter dem Titel „Deutsche Tiefe, deutscher Drang“ zu den „geistigen Kräften im Ringen zwischen Barbarei und Zivilisation“ vortragen, Wolfgang Braun sich bei dem Thema „Furor teutonicus – deutscher Schrecken“ den „Wachstumsjahren und Geschichtslegenden“ widmen.
Der Ökumenische Gottesdienst findet ausnahmsweise an einem Mittwoch, am 30. Januar 2013, um 18:30 Uhr in der Kirche St. Joseph am Dellplatz statt. Der gewählte Zeitpunkt erinnert an den Abend des 30. Januar 1933 in Berlin, als SA-Kolonnen in Fackelmärschen durch die Stadt zogen und ihre „nationale Revolution“ feierten – und sich viel zu viele mitreißen ließen; ohne begreifen zu wollen, daß sie die Absage an diese Art des Denkens und Handelns schon als Erbe ihrer Kultur vorgefunden hatten.
In diesem Gottesdienst werden der Selbstvergötzung der Nationalsozialisten in ihrem „Führer“ – mit den bekannten mörderischen Folgen – die mahnenden Worte des ersten Gebotes entgegengestellt: „Du sollst keine Götter haben neben mir!“ Diese Worte stellen den gültigen Kommentar zu den damaligen Geschehnissen und die bleibende Mahnung für alle Gläubigen dar. Es predigt Prof. Dr. Thomas Söding (ebenfalls RUB). Pfarrer Frank Hufschmidt wird an den frühen Mahner Karl Barth erinnern, Stadtdechant Bernhard Lücking an Edith Stein: „Zeugin im Zeichen des Kreuzes“.
Im Anschluß sind alle Interessierten, auch diejenigen, die nicht am Gottesdienst teilgenommen haben, zum Gedankenaustausch im persönlichen Gespräch eingeladen (etwa ab 19:45 Uhr im Josephshaus, Eingang Goldstr. 18). Knabbereien und Getränke stehen bereit.
P.S. Beigefügt ist eine pdf mit der UN-Resolution zum 27. Januar.