Die Opfer beim Namen nennen

Karl-Rehbein-Schüler gedenken der ermordeten Hanauer Jüdinnen und Juden

Unser ehemaliger Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat 40 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unsere Verantwortung für die Vergangenheit wie folgt beschrieben:

 „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“

Aus diesem Grund erinnerten und gedachten die Schülerinnen und Schüler der Karl- Rehbein-Schule Hanau am 30. Mai 2010 der während der NS-Zeit verschleppten und ermordeten Hanauer Jüdinnen und Juden.
„230 Kinder, Frauen und Männer unserer Stadt, die sterben mussten, nur weil sie Juden waren,“ so Julia Scheuermann (Geschichtslehrerin der Klasse 9d) in ihren einleitenden Worten zur Verlesung der Namen.

Insgesamt 15 SchülerInnen der Karl-Rehbein-Schule  – 12 aus der 9d und 3 aus der 9e – verlasen 230 Namen von ermordeten Hanauer Juden. Diese Biografien finden sich nun auf Gedenktafeln an der ehemaligen Ghettomauer. Dieser Gedenkort wurde im Beisein der Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, und von Nachfahren einiger der Opfer feierlich eingeweiht.

Die SchülerInnen verlasen die Namen in einer für diese Veranstaltung würdigen Weise und brachten damit zugleich ihre Betroffenheit über das Schicksal der jüdischen Bürger Hanaus im Dritten Reich zum Ausdruck. Mit ihrem Auftritt beeindruckten sie auch Claus Kaminsky, Oberbürgermeister der Stadt Hanau, und insbesondere Frau Dr. Charlotte Knobloch, Vorsitzende des Zentralrats der Juden.  Beide sind nach der Veranstaltung auf die Schüler/innen zugegangen und haben ihren Dank zum Ausdruck gebracht.

Diese Veranstaltung hat gezeigt, dass vor allem die Jugend gefordert ist, aus der schrecklichen Vergangenheit zu lernen. Sie müssen für ihre demokratischen Werte und Ideale friedlich eintreten und diese verteidigen. Eine Diktatur wie in den Jahren 1933-1945 darf es in Deutschland nie wieder geben – und hierfür trägt die Jugend eine große Mitverantwortung. Die Schüler/innen der Karl-Rehbein-Schule zeigten durch ihre Teilnahme an der Gestaltung  dieser Veranstaltung in besonderer Weise, dass sie sich ihrer Verantwortung für unsere Zukunft bewusst sind. Man muss an die Opfer der NS-Schreckensherrschaft erinnern um damit gleichzeitig vor einer neuen Diktatur zu warnen und diese zu verhindern.

Julia Scheuermann ist Geschichtslehrerin am Karl-Rehbein-Gymnasium in Hanau und Mitglied bei Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.