Deutsch-griechische Beziehungen: Wolfgang Tiefensee fordert Gesamtstrategie

10.06.14. Anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers im griechischen Distomo fordert der Vorsitzende der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Wolfgang Tiefensee von der Bundesregierung eine Gesamtstrategie zur Verbesserung der deutsch-griechischen Beziehungen.

Wolfgang Tiefensee: „Die deutschen Verbrechen in Griechenland in der Zeit des Nationalsozialismus spielen nach wie vor eine wichtige Rolle im Verhältnis beider Staaten. Zivilgesellschaftliche Initiativen leisten hier seit Jahren wertvolle Erinnerungsarbeit. Die Politik kann von diesem Erfahrungsschatz profitieren.“

Zu den Plänen für ein deutsch-griechisches Jugendwerk und einen Zukunftsfonds sagte Tiefensee: „Der Weg der kleinen Schritte ist gut. Wir können zwar noch keine reifen Früchte ernten, wohl aber zarte Pflänzchen sehen. Ich vermisse jedoch noch eine politische Gesamtstrategie, die mehr ist als einzelne Fördermaßnahmen in verschiedenen Ministerien. Die Bundesregierung soll eine Antwort auf die Frage geben: Wie wollen Deutsche und Griechen in zehn Jahren in einem gemeinsamen Europa miteinander umgehen?“

Die Zukunft der deutsch-griechischen Beziehungen  war das Thema einer Veranstaltung von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.  und der Friedrich-Ebert-Stiftung am Donnerstag in Berlin, an der u.a. der ehemalige deutsche Botschafter Dr. Wolfgang Schultheiß, der Bundestagsabgeordnete  Dr. Hans-Joachim Schabedoth und Schüler aus Athen teilnahmen.

 

Hintergrund:

Am 10. Juni 1944 ermordeten Angehörige einer Panzergrenadier-Division der Waffen-SS  im griechischen Distomo insgesamt 218 Dorfbewohner, darunter vor allem alte Menschen, Frauen und Kinder. Das Dorf wurde niedergebrannt. Anlass für dieses als „Vergeltungsaktion“ deklarierte Kriegsverbrechen war die Erschießung von drei deutschen Soldaten durch Partisanen in einem Nachbarort von Distomo. Distomo ist eines von 90 anerkannten „Märtyrerdörfern“ in Griechenland, in denen während der deutschen Besatzungszeit deutsche Wehrmachtssoldaten Massaker an der Zivilbevölkerung verübten. Eine Gedenkstätte vor Ort erinnert heute an das Verbrechen.