Denkmal zur Herstellung der Würde von Czeslaw Trzcinski

Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. hatte zu einer Gedenkveranstaltung für den von der Gestapo ermordeten polnischen Zwangsarbeiter Czeslaw Trzcinski (1907-1942) nach Bretzfeld eingeladen. Der Sprecher der Regionalen Arbeitsgruppe, Dr. Alfred Geisel, ehemaliger Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg, begrüßte die Gäste, darunter die Vertreter der beiden Kirchen herzlich und forderte von der Gemeinde, zur Erinnerung an den in Rappach am 11. November 1942 qualvoll Ermordeten eine Gedenktafel aufzustellen. Dies sei für die polnischen Angehörigen ebenso wichtig wie für das demokratische Europa, denn so könne dieser Teil der lokalen Vergangenheit endlich bewältigt und die Würde und Ehre dieses NS-Opfers nach 68 Jahren wieder hergestellt werden.

Dies wird von dessen Tochter Irina Maria  Baran, die erst 2003 durch die Nachforschungen unseres Vereinsmitglieds Udo Grausam genaue Kenntnisse über den Tod ihres verstorbenen Vaters  erhielt, sehr unterstützt, wie sie auch bei einem Besuch in Bretzfeld betonte. Ob er nun wegen des rassistischen Vorwurfs des „Volksschädlings“ oder wegen der NS-Parole „Blutschande“ ermordet wurde, spiele keine Rolle – entscheidend sei, dass Bretzfeld wie viele andere Kommunen im Lande sechs Jahre nach dem Bekanntwerden durch ein kleines Denkmal oder ein Straßenschild an dieses NS-Opfer erinnere. Dabei gehe es nicht um Schuld, sondern um eine Mahnung, diesen unmenschlichen Akt durch ein sichtbares Zeichen dem Schlund des Verdrängens und Vergessens zu entreißen und zum Teil der gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichte im vereinten Europa zu machen. Dr. Geisel appellierte erneut an die Gemeinde, der Verantwortung der Nachgeborenen für unsre Geschichte im Sinne der Versöhnung gerecht zu werden.

Er dankte der Familie Grausam für deren Zivilcourage und die Möglichkeit, die Gedenkstele zunächst auf deren Privatgrund aufzustellen. In seinem Beitrag erläuterte Udo Grausam die neuesten Forschungsergebnisse im Zusammenhang mit diesem Gestapo-Mord. Er äußerte die Hoffnung, bis zum 70.Todestag Trzcinskis im Jahre 2012 diese Trauerarbeit abzuschließen und die guten Beziehungen zur Familie Baran in eine kommunale freundschaftliche Partnerschaft zu verwandeln, zumal der Enkel Stadtpräsident von Bedzin (bei Katowice) ist. Grausam drückte zum Schluss die Hoffnung aus, dass ein Umdenken der Gemeinderäte und von Bürgermeister Föhl möglich sei und regte an, dass dieser Teil der Ortsgeschichte Gegenstand des Unterrichts im Bildungszentrum  sein könnte.

Die Veranstaltung wurde von dem renommierten Haller Klarinettisten Hans Kumpf sehr würdig musikalisch umrahmt, der mit melancholischen und empathischen Motiven aus zwei Präludien und  dem Trauermarsch von Chopin, dem Kirchenlied „Oh Haupt voll Blut und Wunden“, dem philosophischen Folksong „Blowing in the Wind“ sowie dem polnischen Tanzlied vom Hahn Krakowiak die Gefühle bei dieser Gedenkveranstaltung ausdrückte.

Hans A. Graef ist  freier Journalist in Bretzfeld.