Dr. h.c. Max Mannheimer

Geboren 6. Februar 1920 in Neutitschein; gestorben 23. September 2016 in München

Mannheimer wurde im Zweiten Weltkrieg im Zuge der Judenverfolgung in verschiedene Konzentrationslager und ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Aus seiner Familie überlebten nur er und sein Bruder Edgar. Nach Ende des Krieges arbeitete er für verschiedene jüdische Hilfsorganisationen und begann unter dem Pseudonym „ben jakov“ zu malen.

Mit dem Erscheinen seiner Erinnerungen im Jahr 1985 in der ersten Ausgabe der „Dachauer Hefte“ begann seine Tätigkeit als aktiver Zeitzeuge. Mit Vorträgen für Jugendliche und Erwachsene, bei Schulbesuchen und in Diskussionsrunden berichtete er von da an über seine Lebensgeschichte und seine Erlebnisse in den Lagern. Im Jahr 2000 erschienen seine Erinnerungen in Buchform als „Spätes Tagebuch“. Dieses „Späte Tagebuch“ schildert eindringlich zu welch bestialischen Taten nicht nur ein Regime, sondern auch eine erschreckend große Zahl an Menschen fähig war, versäumt es aber auch nicht an die Solidarität und Mitmenschlichkeit der Menschen untereinander selbst an Orten wie Auschwitz zu erinnern.

Durch seine unermüdlichen Bemühungen als Zeitzeuge das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus vor dem Vergessen zu bewahren, wurde Mannheimer zur moralische Instanz der Republik und war weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. So war Mannheimer ab 1988 Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Bayerischen Verfassungsmedaille in Gold. 2013 folgte Angela Merkel einer Einladung Mannheimers und besuchte als erste Bundeskanzlerin die KZ-Gedenkstätte Dachau.

Als Zeitzeuge verschrieb er sich nicht nur der Aufgabe gegen das Vergessen anzukämpfen und sich für die Demokratie einzusetzen, sondern auch die Nachgeborenen mahnend aufzufordern, dass neue Gefahren rechtzeitig erkannt werden müssen und sie nicht gleichgültig beiseite stehen, wegschauen oder weghören, wenn Menschen erneut ob ihrer Abstammung, ihres Glaubens oder ihrer Hautfarbe angegriffen werden. So forderte er während einer Rede 1998: „Wir können unsere Verantwortung für das, was in der Welt und erst recht in unserer nahen Umwelt geschieht, nicht auf die Politiker abschieben. Wir müssen vielmehr immer wieder selbst aktiv werden und dabei unsere Denkschablonen durchbrechen und unser eigenes Konfliktpotential, aber auch unsere Versöhnungsfähigkeit immer wieder neu bedenken.“