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Trauer um Bernd Faulenbach

Bernd Faulenbach (1943-2024). Foto: privat

Berlin, 17.6.2024. Der Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. trauert um seinen ehemaligen Vorsitzenden, den Bochumer Historiker Prof. Dr. Bernd Faulenbach. Der langjährige Vorsitzende der Historischen Kommission der SPD starb am vergangenen Samstag (15. Juni 2024) nach schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren. Großes Verdienst Faulenbachs war eine von ihm 1992 entwickelte Formel, die Orientierung für eine angemessene historische Einordnung der stalinistischen Vergangenheit in Bezug zu den nationalsozialistischen Verbrechen bot: „NS-Verbrechen nicht relativieren, kommunistisches Unrecht nicht bagatellisieren“. Noch heute ist diese sogenannte Faulenbach-Formel bei einem großen Teil der Wissenschaft, in der historisch-politischen Bildungsarbeit und in der Öffentlichkeit akzeptiertes Diktum eines antitotalitären Konsenses.

Der 1943 in Pyritz/Pommern geborene Bernd Faulenbach studierte Geschichtswissenschaften, Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie, arbeitete jahrzehntelang an der Ruhr-Universität Bochum bzw. an dem mit ihr verbundenen Forschungsinstitut Arbeit, Bildung und Partizipation. Von 1989 bis zu deren Auflösung im Jahr 2018 war er Vorsitzender der Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand. In den 1990er-Jahren war er Mitglied der Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur und von 1998-2016 stellvertretender Vorsitzender der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur. 1991/92 leitete er die Kommission des Landes Brandenburg zur Neukonzeption der Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück und war von 1993 bis 2020 Vorsitzender der Fachkommission der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Er wirkte bei der Realisierung und in der Gremienarbeit des Denkmals für die ermordeten Juden Europas sowie in Beiräten verschiedener Gedenkstätten mit, etwa bei der Konzeptionalisierung der Gedenkstätte Emslandlager (Esterwegen). Außerdem war er ein Jahrzehnt lang Mitglied der Gedenkstättenkommission beim Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.

Bernd Faulenbach war stets der Überzeugung, ein Historiker habe nicht nur im Archiv zu arbeiten, wissenschaftliche Arbeiten zu schreiben, sondern auch in den öffentlichen Raum hineinzuwirken. Dazu passte sein langjähriges Engagement bei Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V, dessen Vorsitzender er von 2015 bis 2020 war. In den letzten Jahren hat Bernd Faulenbach die vom Verein vorangetriebene Etablierung der Demokratiegeschichte im öffentlichen Diskurs massiv unterstützt und wissenschaftlich untermauert. Im Februar 2024 erschien zuletzt eine Aufsatzsammlung von ihm unter dem Titel Opens external link in new window„Zur Freiheits- und Demokratiegeschichte. Vier Vorträge mit einer Einführung“.

Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. verliert mit Bernd Faulenbach einen seiner maßgeblichen konzeptionellen Vordenker. Er wird uns allen menschlich und fachlich sehr fehlen.  

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andreas Voßkuhle

Vorsitzender