Veranstaltungen

Lesung + Gespräch: "Abteilung Inneres: konspirativ – Schikanierung von Ausreisewilligen in Nordhausen"

Donnerstag, 27. April 2023, 19:00 Uhr

Diese Lesung ist Teil der Veranstaltungsreihe "Abends im Archiv – Akten erzählen Geschichte".

Die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit erstrecken sich in Erfurt in kilometerlangen Regalen, und über unzählige Seiten Papier. Sie dokumentieren auf einzigartige Weise das Wirken einer Geheimpolizei, staatliche Willkür – aber auch Bürgermut und Zivilcourage.  Einen Ausreiseantrag in der DDR zu stellen, konnte für die Antragstellenden zu weitreichenden Konsequenzen führen. Diese umfassten zum Teil Schikanen staatlicher Willkür und Demütigungen. In einer szenischen Lesung des Zeitzeugen Joachim Heise und Andreas Bogoslawski vom Bundesarchiv werden Maßnahmen beschrieben, die Ausreisewillige Mitte der achtziger Jahre treffen konnten. 

Der Beitrag thematisiert die geheime Involvierung der Staatssicherheit beim Rat des Kreises Nordhausen, Abteilung Inneres, Bereich Genehmigungen. Besondere Relevanz wird in diesem Kontext der Beteiligung Lothar Eichentopfs (ab 1966 Inoffizieller Mitarbeiter (HIME) beim Rat des Kreises Nordhausen, ab 1979 als Offizier im besonderen Einsatz (O.i.b.E.) beigemessen.

Diese kann als durchaus ambivalent bezeichnet werden: einerseits war Eichentopf durch seine Treue zu Stasi und SED-Regime geprägt. So scheute er nicht davor zurück, Abwanderungswillige einzuschüchtern und zu kriminalisieren: Widerständige verloren durch sein Wirken nicht nur ihre Existenzgrundlage, sondern sahen sich häufig mit Ermittlungsverfahren in der MfS-Untersuchungshaftanstalt in der Erfurter Andreasstraße konfrontiert. Gleichzeitig agierte Eichentopf auch als Denunziant gegen seine Kolleg*innen – und täuschte die Unterstützung Ausreisender vor, um eine humanistische Grundhaltung der DDR zu suggerieren.