RAG Westfalen: Das Grebbebergprojekt

Liset Schiphorst und Paula Bisschop

Teilnehmerinnen des niederländisch-deutschen Geschichtsprojekts bei einer Exkursion auf dem Grebbeberg. Foto: Alexander Averhoff

Der Grebbeberg in der Nähe von Rhenen in den Niederlanden war und ist Vieles: Kriegsschauplatz und Friedhof, aber auch Ort einer Kindheit und Versteck für eine jüdische Familie. Von den Gegensätzen dieses Berges und ihrer Bedeutung berichtete Cor Crum am 8. März den Schülerinnen und Schülern der niederländischen CSG Het Noordik in Almelo und des Gymnasiums Johanneum in Ostbevern. Die Begegnung zwischen dem Zeitzeugen Cor Crum und den insgesamt acht Schülerinnen und Schüler der zwei Nationen wurde initiiert und begleitet von Horst Wiechers, westfälischer Sprecher der Vereinigung Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. sowie von Stefan Querl vom Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster. Die Schüler lernten sich bei einem gemeinsamen Treffen im Februar kennen und gaben damit den Startschuss für dieses Geschichtsprojekt.

Cor Crum, geboren am 25. Juli 1933, wuchs am Fuße des Grebbebergs auf und erlebte dort die Invasion der deutschen Wehrmacht am 10. Mai 1940. Die deutsche Wehrmacht konnte den Grebbeberg zunächst nicht einnehmen, weil die Niederländer unter großen Verlusten den Berg verteidigten. In diesen Tagen verließ die Familie Crum ihr Haus in Richtung Rotterdam, um bei Verwandten Unterschlupf zu finden. Dort erlebte der damals 7-jährige Cor Crum die Bombardierung Rotterdams am 14. Mai 1940. Die Familie kehrte in das teilweise zerstörte Haus am Grebbeberg zurück. Damit begann das Leben mit den jüdischen Untertauchern unter den deutschen Besatzern. In den Kriegsjahren versteckte die Familie Lehmann/Cohen-Paraira sich u.a. im Haus der Familie Crum am Fuße des Grebbeberges. Auf diese Weise hatten Bob Lehmann und seine Schwester Ellis Lehmann die Shoah überlebt. Bob starb vor einigen Jahren in einem Seniorenheim in Israel. Seine Schwester ist aber weiterhin als Zeitzeugin engagiert und durch ein Buch in den Niederlanden neulich noch bekannter geworden.

Wir fragten Stefan Querl, pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster und Mitglied von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., wie es zu der Idee zum Grebbeberg-Projekt kam und wieso die Schulen Collegium Johanneum und Het Noordik daran teilnahmen?            

„Unser Regionalsprecher Horst Wiechers hat die Zeitzeugen vor vielen Jahren schon besucht und in Deutschland zu Gast gehabt, sowohl Cor Crum aus den Niederlanden als auch Ellis Lehmann und ihren Bruder Bob aus Israel. Wir haben die beiden Schulen in das Grebbeberg-Projekt einbezogen, weil Schulen aus einer christlichen Tradition heraus unterrichten und sich Lehrer an beiden Schulen gegen das Vergessen und für mehr Demokratie engagieren. In Almelo waren das Herr Hudepohl und Herr Haandrikman, am Collegium Johanneum in Ostbevern hatten wir Kontakt mit Frau Webbeler, Lehrerin für Englisch und Geschichte und Herrn Lunkebein Lehrer für Spanisch, Kunst und Geschichte. Wir wussten, dass sie sich auch für das Thema interessierten und bereit waren, zusätzlich Unterrichtszeit zu investieren, zum Beispiel mit dem Leistungskurs Geschichte von Herrn Lunkebein.“                                  

Liset Schiphorst und Paula Bisschop sind Schülerinnen der niederländischen CSG Het Nordik in Almelo und nahmen am Grebbeberg-Projekt teil.