Karin Friedrich in memoriam

Am 14. Dezember 2015 versammelte sich eine große Zahl von Angehörigen Freunden und Weggefährten in Gauting bei München um sich von Karin Friedrich zu verabschieden, die im Alter von 90 Jahren gestorben war. Sie war eine der letzten Überlebenden, die als junges Mädchen aktiv Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime geleistet hatte. Die Berliner Gruppe „Onkel Emil“, die von ihrer Mutter Ruth Andreas-Friedrich und deren Freunden gegründet worden war, verteilte Flugblätter und half politisch Verfolgten und und untergetauchten Juden. Die 1947 unter dem Titel „Der Schattenmann“ erschienenen Tagebuch-Aufzeichnungen ihrer Mutter waren eines der ersten publizierten Dokumente über den deutschen Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime.

 

Karin Friedrich kam nach dem Krieg nach München und arbeitete viele Jahre als Redakteurin der Süddeutschen Zeitung, wobei sie sich in besonderer Weise für soziale Gerechtigkeit und die Anliegen von Benachteiligten einsetzte. Gleichzeitig galt ihr Interesse immer der Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen und der Erinnerung an die Opfer. Nach dem Tod Ihrer Mutter im Jahr 1977 wirkte Karin immer stärker als Zeitzeugin und Geschichtsvermittlerin. Sie engagierte sich in der „Weiße Rose Stiftung“ und setzte sich gleichzeitig in der Organisation „Pro Asyl“ für aktuelle Belange von Flüchtlingen und Heimatlosen ein. Im Jahr 2007 wurde ihr von der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem die Ehrung „Gerechte unter den Völkern“ verliehen.

 

Karin Friedrich war ein außergewöhnlich freundlicher, offener, dem Gegenüber zugewandter Mensch, sie hatte viele Freunde und Bewunderer. Sie war bescheiden in ihrem Auftreten, doch vermittelte sie ihre politischen Botschaften mit sanftem aber überzeugendem Nachdruck. Die deutsche Zivilgesellschaft ist um eine wichtige Stimme ärmer geworden.

 

Barbara Distel