Ort der Täter – eine der berüchtigtsten Adresse des Dritten Reiches

Uta Leichsenring

Ein besonderer Erinnerungsort in Berlin ist die NS-Terrorzentrale mit Geheimer Staatspolizei ( Gestapo ) der Reichsführung SS und dem Reichssicherheitshauptamt in der früheren Prinz-Albrecht-Straße (heute Niederkirchnerstraße) – ein „Ort der Täter“.

Hierher waren die Mitglieder unserer Vereinigung am 15.03.2011 zu einem Informationsgespräch über und anschließender Führung durch die Dauerausstellung „Topographie des Terrors“ eingeladen.
Bis zur Neueröffnung der Dauerausstellung am 07. Mai 2010, grundlegend überarbeitet und neu gestaltet, hat dieser Ort auch eine wechselvolle Nachkriegsgeschichte.

Der geschäftsführende Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Herr Prof. Nachama – seit 1987 Leiter der Ausstellung – brachte uns sowohl die Geschichte wie das Ausstellungskonzept nahe – mit Ergänzungen vom Regierenden-Bürgermeister a.D., Herrn Diepgen.

Es begann mit einer Bürgerinitiative, die sich Jahre nach der Sprengung des Gestapogebäudes und der Tiefenenttrümmerung ( über die Gründe dafür kann nur gemutmaßt werden ) auf die Spurensuche begab, was zur 750-Jahrfeier von Berlin zu einem Pavillon mit Ausstellung unter Einbeziehung des Kellers zur Geschichte des Ortes führte.

Damit war der Ort endlich dem Vergessen entrissen.

Insgesamt 3 Wettbewerbe und mehr als 20 Jahre sollten bis zur heutigen Gestaltung vergehen, in der der Ort selbst als ein Exponat erscheint. Mit ca. 500.000 Besuchern im Jahr, die sich durch ein abgestuftes System informieren können, ist dieser geschichtsträchtige Ort ein vor allen Dingen von Touristen besuchter.

Zur Dauerausstellung gehören das Dokumentationszentrum und ein Rundgang mit 15 Stationen an freigelegten Gebäuderesten. Die Ausstellung im Dokumentationszentrum zeichnet (erschreckend) eindrucksvoll die „Überführung“ von scheinbar normalen staatlichen Sicherheitsinstitutionen wie der Ordnungs- und Kriminalpolizei der Weimarer Republik in die Terrorstrukturen von Gestapo, SS und SD nach.

Dies vollzog sich in einem geradezu atemberaubenden Tempo innerhalb weniger Wochen, wie insbesondere Dokumente und Bilder verdeutlichen.

Richtete sich unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers bis zum Beginn des Krieges die politische Verfolgung und der Terror (Verhaftung, Folterverhöre, Konzentrationslager) gegen politische Parteien, Gewerkschaften, die Gegner des Nationalsozialismus und diejenigen aus der deutschen Bevölkerung, die sich nicht haben gleichschalten lassen bzw. lassen wollten und besonders gegen die jüdische Bevölkerung, so wurden unmittelbar nach dem Überfall auf Länder Europas auch dort die Terrorstrukturen installiert.

Den militärischen „Siegen“ folgte die Besetzung, in deren Folge sich die verschiedenen Polizeibataillone und Polizeiführer maßgeblich an „Säuberungen“ und vor allen Dingen an den Deportationen der jüdischen Bevölkerung in die Vernichtungslager beteiligten.

Auf eine aktuelle Ausstellung ( vom 01.April bis 31.Juli 2011 ) im DHM Berlin sei in diesem Zusammenhang hingewiesen:
„Ordnung und Vernichtung“ – Die Polizei im NS-Staat“.

Unserem Regionalsprecher, Herrn Fischer, Herrn Prof. Nachama und den Mitarbeitern, die unsere zwei Gruppen geführt haben, danke ich im Namen aller für den informativen Abend.

Uta Leichsenring ist Leiterin der BStU-Außenstelle Halle und Vorstandsmitglied von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.