Pressekonferenz in Berlin: Rechtsextreme ködern Jugendliche über soziale Netzwerke – Eltern ratlos

<font size="3">Neonazis missbrauchen immer massiver soziale Netzwerke im Internet, um ihre Hasspropaganda zu verbreiten und junge Menschen für rechtsextreme  Aktivitäten zu mobilisieren. Das merkt die Meldestelle für jugendgefährdende Inhalte im Internet jugendschutz.net, und das zeigt sich auch in den Anfragen, die die Online-Beratung gegen Rechtsextremismus von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. erreichen.</font>

<font size="3">Rechtsextreme im Internet – ein Thema, das auch Medien und Öffentlichkeit stark umtreibt –schon vor dem  grausamen Amoklauf in Norwegen. Dementsprechend groß war das Interesse an der gemeinsamen Pressekonferenz von jugendschutz.net und Online-Beratung unter dem Hut der Bundeszentrale für politische Bildung am 21. Juli in der Hessischen Landesvertretung in Berlin. Rund 80 Pressevertreter kamen und ließen sich informieren über die aktuellen Trends und die ganz konkreten Folgen für Eltern und Familien.</font>

Martin Ziegenhagen, Projektleiter der Online-Beratung gegen Rechtsextremismus, sagte:

<font size="3">„Nur wenige Eltern können mit den Medienwelten ihrer Kinder mithalten, Neonazis haben da leichtes Spiel." Oft kommen sie auf Facebook oder in Foren zunächst harmlos daher, sprechen sich gegen Kinderschänder und für soziale Gerechtigkeit aus. Oder die Rechtsextremen werben für spannend klingende Aktivitäten, Zeltlager, Konzerte, Partys. Ziegenhagen: „Die harte Propaganda kommt später, offline oder in geschlossenen Foren.“  Eltern bemerken häufig erst spät, in welche Kreise ihre Kinder hereingeraten, und reagieren dann hilflos und geschockt. Die Online-Beratung bietet diesen Eltern kompetente Unterstützung.</font>

<font size="3">Doch viele Mütter und Väter kennen die virtuelle Beratungsstelle gar nicht.  In einem neuen Projekt im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ arbeiten die Berater nun daran, Eltern die Online-Beratung bekannt zu machen. Das soll etwa in Zusammenarbeit mit Familienberatungsstellen und Einrichtungen der Jugendhilfe geschehen.  Darüber hinaus sprechen sich die Mitarbeitenden aber dafür aus, flächendeckend mehr Aufklärung zu betreiben, Lehrer und Eltern zu schulen und das Thema Medienkompetenz im Internet in den Regel-Lehrplan der Schulen aufzunehmen. Ziel kann es dabei nicht sein, Plattformen wie Facebook zu verteufeln, doch der sichere Umgang mit ihnen sollte geübt werden.  </font>

Denn jugendschutz.net hat allein 6000 rechtsextreme  Beiträge in sozialen Netzwerken  im Jahr 2010  gezählt, dreimal mehr als im Vorjahr. Eine Zahl, die die Betreiber solcher Plattformen eigentlich auf den Plan rufen müsste. Doch die tun laut Stefan Glaser von jugendschutz.net zu wenig. Glaser:    „Es kann nicht angehen, dass Rechtsextreme diese Dienste für ihre Hasspropaganda missbrauchen. Betreiber wie YouTube und Facebook müssen mehr tun, um das zu verhindern.“ Und Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale, ruft die Netzgemeinde auf, aktiv zu werden gegen Rechtsextremismus und so Verantwortung zu übernehmen.

 

Dies sind Forderungen, die von den Medienvertretern aufgenommen wurden. Über die Pressekonferenz wurde allein von etwa 30 deutschen Zeitungen berichtet, darin sind die Online-Medien noch nicht enthalten. Dazu kommen zahlreiche Radiosendungen und TV-Beiträge wie in der Tagesschau. Auch türkische, österreichische und dänische Medien berichteten. Ein toller Erfolg bei dem Versuch dafür zu werben, mehr für die Risiken im Internet zu sensibilisieren und auf das Hilfsangebot der Online-Beratung hinzuweisen. Die Zahl der Anfragen schnellte in der Folge der Berichterstattung in die Höhe, was zeigt, dass es hier tatsächlich großen Informationsbedarf gibt.

Der Bericht von jugendschutz.net: „Rechtsextremismus online“ steht auf der Internet-Seite www.hass-im-netz.info  zum kostenlosen Download bereit und ist als Broschüre in begrenzter Stückzahl auch in der Geschäftsstelle von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. in Berlin erhältlich.