Forschungsarbeit zur Stasi-Kreisdienststelle Nordhausen - Herrschaft und Gesellschaft im Kreis Nordhausen

Dienstag, 21. April 2015

19.00h, FLOHBURG | Das Nordhausen Museum, Barfüßer Str. 6, in 99734 Nordhausen.,

Die Forschungsarbeit zur Stasi-Kreisdienststelle Nordhausen ist eine Regionalstudie des Bereiches Bildung und Forschung der BStU Bund Berlin und liegt in den Händen der Historikerin Dr. Hanna Labrenz-Weiß.

Frau Dr. Labrenz-Weiß beschrieb ihre Forschungsarbeit in einer kurzen Zusammenfassung wie folgt:

„Erkenntnisleitende Fragestellung ist das weiterführende besondere Aufklärungsinteresse über die konkreten Macht- bzw. Abhängigkeitsverhältnisse regionaler Herrschaftsformen des Ministerium für Staatssicherheit.

Der Kreis Nordhausen hatte eine enorme wirtschaftliche und auch strate-gische Bedeutung innerhalb der DDR. In Nordhausen befand sich eine Reihe von Betrieben mit überregional ausgelegten Produktionskennziffern: So das Ifa Motorenwerk, Nobas Nordhausen, Schachtbau Nordhausen, Hydrogeologie Nordhausen, das Fernmeldewerk Nordhausen, die Kaliwerke und nicht zuletzt Hochbau Nordhausen. In diesen Betrieben waren allein 18.550 Personen von den rund 108.000 Personen des Kreises beschäftigt. Das Produktionsaufkommen nahm den zweiten Platz im Bezirk hinter dem Kreis Erfurt ein. Diese Bedeutung spiegelte sich auch in der organisatorischen und personellen Ausstattung der Kreisdienstellen des Ministerium für Staatssicherheit wider. Deren Daten genau zu erfassen, stand zunächst am Anfang aller Analysevorhaben.

Angesichts des guten Aktenbestandes der Kreisdienststelle, ebenso aber auch der volkswirtschaftlich herausgehobenen Stellung des untersuchten Feldes wegen, eignete sich die Kreisdienststelle für eine derartige Studie in besonderem Maße. Die Kreisdienststelle wurde erforscht in ihrer Organisationsstruktur, nach der Struktur ihrer jeweiligen Arbeitsweisen, erweitert durch ein Analyseverfahren mit der Untersuchung ihres offiziellen Personalbestandes sowie des inoffiziellen Netzes.

Das aus meiner Sicht wichtigste Kapitel, das sich auf ein Studium der Akten von 1950 bis 1989 stützt, trägt den Arbeitstitel „Herrschaft und Gesellschaft im Kreis Nordhausen“. Hierzu wurden alle GI-Akten aus den 50er Jahren und jeweils 100 bis 150 aus den 60er, 70er und 80er Jahren ausgewertet. Darüberhinaus wurden alle aktiven GMS-Vorgänge untersucht. Dieses breite Aktenstudium zeigt, wie die SED-Herrschaft im Alltag funktionierte, welche Disziplinierungsmechanismen griffen bzw. scheiterten, auf welche Formen von Zustimmung, Anpassung oder Widersetzen sie trafen und welche Rolle die lokale Staatssicherheit als ein zentrales Element des DDR-Herrschaftssystems dabei spielte. Dieses Kapitel belegt, dass Spitzeldienste nicht die Regel, sondern eher die Ausnahmen (hauptsächlich in den 50er Jahren) waren und dass die Zahl der geführten GI bzw. IM oder GMS Vorgänge nicht der tatsächlichen Zahl der inoffiziellen Mitarbeiter entspricht. So wurden im Jahre 1988 z.B. im Auftrag der AKG der BV Erfurt fast 50% der IM-Vorgänge sofort archiviert, da sie nur als „Karteileichen“ geführt wurden.“

Eine Veranstaltung der Bundesbeauftragten für Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, dem<font face="Noteworthy-Light"> </font>Bund Bildung und Forschung, der Regioanalen Arbeitsgruppe Thüringen von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., FLOHBURG | Das Nordhausen Museum.