Mitteilungen

Schleswig-Holstein als atomarer Kriegsschauplatz

Am 31. März 2014 fand in der Dänischen Zentralbibliothek Flensburg eine Podiumsdiskussion zum Thema Militärische Konfrontation – Dänemark die Bundesrepublik und die DDR im Kalten Krieg statt.

Unter der Moderation von Prof. Dr. Robert Bohn, Universität Flensburg, diskutierten auf dem Podium Prof. Dr. Thomas Wegener Friis, Syddank Universität, Oberstleutnant i. G. Dr. Dieter Kollmer, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und Jesper Thestrup Henriksen, Doktorand der Syddansk Universität, über die Rolle von Schleswig-Holstein, Dänemark und die DDR im Kalten Krieg. Organisiert und eingeleitet wurde die Veranstaltung von den politischen Projektleitern der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg Aaron Jessen und Elmar Moldenhauer aus dem Projekt Schleswig-Holstein, Dänemark und die DDR, welches von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert wird.

Mit dem einleitenden Vortag von Prof. Dr. Wegener Friis wurde deutlich, wie ernst die Situation und die konkreten Planungen des Warschauer Paktes in Schleswig-Holstein und Dänemark waren. „Von einem konventionellen Krieg wurde schnell Abstand genommen und Kernwaffen in die Planung mit einbezogen, so Friis; und weiter „zehn Kernwaffenschläge (Anm. der Red.: gemeint sind Einschläge von Atombomben) im südlichen Holstein sind relativ viel, das führt uns auch vor Augen, was es bedeutet hätte, ein Frontstaat zu sein.“ In diesen Planungen sind die Atomwaffen der NATO noch nicht berücksichtig, die zeitgleich auf dem Rücken Schleswig-Holsteins gefallen wären. „Die Kriegsplanungen der NATO haben sich von den 50er bis in die 80er Jahre laufend verändert“, so Dr. Dieter Kollmer. Die Linie der Verteidigung hat sich von den Anfängen der 50er Jahre vom Rhein bis in die 80er Jahre hin an die innerdeutschen Grenze der DDR verschoben. „Die Vorneverteidigung war das operative Grundkonzept der NATO, eine Art Verzögerungsgefecht.“ Zu Friedenszeiten waren in Schleswig-Holstein 86.000 Soldaten stationiert. Prof. Dr. Robert Bohn kommentierte dies wie folgt, „das entspricht einem Verhältnis von einem Soldaten auf zehn Menschen aus der Zivilbevölkerung.“ Auch Dänemark als direkter Nachbar Schleswig-Holsteins war wichtiger Bestandteil der militärischen Überlegungen der NATO. Die nach dem zweiten Weltkrieg in Dänemark vorherrschenden Ressentiments gegen die Bundesrepublik konnten „Durch eine militärische Zusammenarbeit in der NATO eine Annährung der beiden Staaten schaffen“, so Jesper Thesrup Henriksen.

Die gut besuchte Veranstaltung resümierte Aaron Jessen mit den Worten „Der Kalte Krieg war oftmals heißer als gedacht und es bedarf noch einer Menge mehr an Veranstaltungen wie dieser, um die Inhalte aufzuarbeiten.“