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Drehbuch Geschichte - LWL zeigt Filme zu bundesdeutschem Terrorismus

Filmvorführungen im März

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) veranstaltet im März zusammen mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster, dem Verein "Die Linse" zur Förderung kommunaler Filmarbeit, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und dem Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie" in der Reihe "Drehbuch Geschichte 2017" fünf Filmforen, die sich mit dem bundesdeutschen Terrorismus der 1970er Jahre auseinandersetzen. 

Während weniger Wochen im Herbst 1977 kulminierte mit den Entführungen des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer und der Lufthansa-Maschine "Landshut" sowie den Selbstmorden der RAF-Anführer in Stuttgart-Stammheim der seit den frühen 1970er Jahren anhaltende Konflikt zwischen Staat und Linksterroristinnen. Dieser sogenannte "Deutsche Herbst" gilt als eine der größten Krisen der Bundesrepublik. 

Die Schreckensbilder des "Deutschen Herbsts" 1977 haben sich tief in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingegraben und wirken bis heute nach. "In ihrer Hysterie und vor allem auch der heftigen Polarisierung der Gesellschaft erinnert die damalige Situation auch an gegenwärtige Tendenzen. Doch im Gegensatz zu den 1970er Jahren haben sich die radikal-politischen Vorzeichen innerhalb der vergangenen 40 Jahre deutlich verschoben", so Mark Lorei, vom LWL-Medienzentrum, der in die Reihe einführen wird. 

Im März präsentieren die Veranstalter vier ausgewählte Spielfilme im Cinema Münster. Ein weiteres Forum in der Villa ten Hompel zeigt und erläutert Übungsfilme der Polizei aus den 1970er Jahren. 
Die Foren werden von Fachleuten eingeführt. Nach den Filmen besteht Gelegenheit zu Nachfragen und Diskussionen. Alle Filme im Cinema können auf Anfrage auch als Schulvorführungen gezeigt werden.


Die Filme im Überblick:


Mittwoch (1.3.) 19.00 Uhr im Cinema Münster
Die verlorene Ehre der Katharina Blum (D 1975, Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta)
Einführung: Mark Lorei, Historiker

Den Startschuss der Reihe macht "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta. Katharina Blum (Angela Winkler) verbringt die Nacht mit einem mutmaßlichen Terroristen und gerät daraufhin ins Visier der Polizei und der Medien. Ein großes Boulevardblatt zieht ihre gesamte Existenz in den Schmutz. Die junge Frau verliert ihren Job und wird angefeindet. Schließlich greift auch sie zur Waffe. Der Film erschien bereits ein Jahr nach der Veröffentlichung der gleichnamigen Erzählung von Heinrich Böll, der maßgeblich am Drehbuch mitgearbeitet hat. 

Montag (6.3.)19 Uhr im Cinema Münster
Deutschland im Herbst (D 1977, Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge u.a) 
Einführung: Ernst Schreckenberg, Filmkundler & Horst Wiechers, Historiker

Im zweiten Filmforum widmet sich die Reihe einem Film, der in keine Schublade so recht passen will - "Deutschland im Herbst" enthält neben dokumentarischen Teilen auch Spielfilmelemente. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt von zahlreichen namenhaften Vertretern des Neuen Deutschen Films wie Rainer Werner Fassbinder oder Alexander Kluge. "Ein umstrittener Film, aber auch ein eindrucksvolles Zeitdokument, das einen unmittelbaren Zugang in das Jahr 1977 ermöglicht und die Stimmung jener Zeit nachvollziehbar macht", so Lorei. 

Montag (13.3.)19 Uhr im Cinema Münster 
Die bleierne Zeit (D 1981, Margarethe von Trotta)
Einführung: Dr. Julia Paulus, Historikerin 

Während der 1980er Jahre ist bereits die dritte Generation der RAF im Untergrund aktiv. Margarethe von Trotta wendet sich in ihrem 1981 erschienenen Film "Die bleierne Zeit" jedoch noch einmal der ersten RAF-Generation zu. Der Film orientiert sich an der Biografie der Terroristin Gudrun Ensslin. Juliane und Marianne sind Schwestern und wachsen in einer evangelischen Pfarrersfamilie im Deutschland der Nachkriegsjahre auf. Die 68er-Bewegung wird zum Wendepunkt für die beiden. Während Juliane sich legal engagiert, wählt Marianne den Weg des bewaffneten Widerstands, um Deutschland zu verändern.

Mittwoch (22.3.)19 Uhr in der Villa ten Hompel (Kaiser-Wilhelm-Ring 28, Münster)
Filmquellen: Übungsfilme der Polizei 
Einführung: Dr. Christoph Spieker, Michael Sturm & Ellen Schlunck

Das vierte Forum der Reihe beschäftigt sich mit filmischen Quellen der besonderen Art. Im Archiv des Geschichtsortes Villa ten Hompel befinden sich vom Bundeskriminalamt und anderen Polizeibehörden produzierte Lehr- und Übungsfilme aus den 1970er Jahren. Anhand dieser Quelle wird deutlich, dass die "Terrorismusbekämpfung" zu dieser Zeit zunehmende Bedeutung für die Polizei gewann. 

Montag (27.3.) 19 Uhr im Cinema Münster
Die innere Sicherheit (D 2000, Christian Petzold )
Einführung: Mark Lorei, Historiker 

Abgeschlossen wird die Reihe durch Christian Petzolds Geschichte über die 15-jährige Jeanne (Julia Hummer). Sie lebt in einer besonderen Familie - ihre Eltern (Barbara Auer und Richy Müller) sind ehemalige Linksterroristen, die seit etlichen Jahren mit ihr im Untergrund leben. Jeanne sehnt sich nach einem Leben in Normalität und probiert sich zunehmend der Kontrolle ihrer Eltern zu entziehen. Unbewusst bringt sie sich und ihre Familie damit in Gefahr.

Weitere Informationen und Karten:
http://www.cinema-muenster.de/menu/programm/aktuelle-filmreihen/drehbuch-geschichte-2017.html