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Podiumsdiskussion: "Die Forderung nach Selbstbestimmung und Menschenrechten – Das 'Querfurter Papier' als Beispiel basiskirchlicher Kritik"

Dienstag, 20. Oktober 2015

Im 'Querfurter Papier' forderten im April 1977 katholische und evangelische Christen die Mitarbeiter der Kirchen in der DDR auf, Verantwortung für gesellschaftliche Fragen zu übernehmen. Die Kirche müsse sich deutlicher positionieren. Konkret verlangten die Verfasser eine klare Ablehnung der Militarisierung des Alltags, Toleranz gegenüber Andersdenkenden, die Infragestellung von Feindbildern sowie Anerkennung von gesellschaftlichem Pluralismus und der Würde des Einzelnen. Kritisiert wurde darüber hinaus der verhaltene kirchliche Einsatz für die Umsetzung von Reise-, Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit in der DDR.

 

Damit stellt das 'Querfurter Papier' mit dem Titel „Friede und Gerechtigkeit heute“ einen der ersten basiskirchlichen Versuche dar, die Menschenrechtsdiskussion innerhalb der Kirchen der DDR voranzubringen.

In einer Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen, die sich an der Erstellung des Dokuments beteiligten, soll geklärt werden, welche Motive die Akteure zu ihrem Handeln veranlassten. Im Vordergrund steht die Frage, inwieweit die Forderungen der ökumenischen Gruppe durch die KSZE-Schlussakte von Helsinki beeinflusst wurden. Darüber hinaus werden Handlungsräume der kirchlichen Basisgruppe im Spannungsfeld von Amtskirche, offizieller Kirchenpolitik der SED und Repressionen durch das Ministerium für Staatssicherheit vorgestellt. Die Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Menschenrechtsbegriff und dessen (Teil-)Übernahme durch den Bund Evangelischer Kirchen in der DDR soll ebenfalls Thema der Diskussion sein.

 

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Die Podiumsdiskussion ist Teil der Veranstaltungsreihe des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“. Gefördert wird diese von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Podiumsgäste: Christian Radeke, Günther Schau und Lothar Tautz

Moderation: Susanne Sobko