Sachbericht

WPU-Kurs Gesellschaftswissenschaften besuchte am 22. Oktober 2015 die „Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus"

Foto: Joachim Heise, RAG Thüringen von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

Am 22.10.2015 hatte eine Schülergruppe des Gesellschaftswissenschaftsunterrichtes des  Humboldt-Gymnasiums die Gelegenheit, mit dem Zeitzeugen Joachim Heise die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus kennenzulernen und zu erkunden.

Mit dem Besuch der Gedenkstätte in Cottbus schloss sich eine Wissenslücke zur SED-Diktatur. Nachdem die Schüler|nnen in Stadtbibliothek und Stadtarchiv vorhandene Kenntnisse vertieften, sollten Besuche, wie im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig, in der Nikolai-Kirche in Leipzig und in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt, jeweils mit Zeitzeugengesprächen, helfen, die Zusammenhänge der Zeit des Umbruchs kennenzulernen und die Ereignisse zu bewerten.

Bei der Vielzahl der gesammelten und recherchierten Zeitzeugnisse und Eindrücke blieben in nachfolgenden Gesprächen Fragen offen, z.B.:

- Wie gestaltete sich in der ehemaligen DDR der Umgang mit den Menschenrechten? Oder

- War die Verfassung der DDR Richtschnur für das politische und gesellschaftliche Handeln? Oder

- Gab es in DDR-Gefängnissen Zwangsarbeit?

Der Besuch in Cottbus, den die Thüringer Staatskanzlei aus Lottomitteln und der Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. finanziell förderten, trug dazu bei, die offenen Fragen am authentischen Ort mit ehemals vom Unrecht Betroffenen zu klären und einer Beantwortung zuzuführen.

Wie die Schülergruppe den Tag in Cottbus erlebte, fassten sie wie folgt zusammen:

In Cottbus angekommen, empfing uns die Gedenkstättenpädagogin Hana, die uns durch den Tag dort begleitet hat. Zunächst haben wir uns mit den Begriffen >Demokratie< und >Menschenrechte< auseinandergesetzt und mussten feststellen, dass Einschränkungen dieser Rechte für uns heute unvorstellbar sind. Anschließend besichtigten wir die Werkstatthalle, in der VEB Pentacon Dresden politisch Inhaftierte zwangsweise arbeiten ließ, und konnten uns durch Herrn Heises ausführliche Beschreibungen besser in den Alltag der Häftlinge hineindenken.

Abschließend führte uns Hana durch die Dauerausstellung >Karierte Wolken<. Der Titel charakterisiert besonders treffend den Blickwinkel der Gefangenen durch die Gitterstäbe in die Freiheit.

Auf der Heimfahrt tauschten wir unsere Eindrücke aus:

 

- Als wir vor dem Tor standen, sah es nicht sehr einladend aus und ich dachte mir:>So mussten sich die Gefangenen gefühlt haben, als sie ankamen.< Ich hatte sofort das Gefühl, ich würde in ein Gefängnis gehen. Sarah

 

- Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie der Gefängnisalltag aussah, gerade wenn ein Zeitzeuge wie Herr Heise berichtet. Schockierend waren meiner Meinung nach die Verhältnisse, in denen die Häftlinge leben mussten. So bestand eine Zelle u.a. aus 28 Betten auf 44m². Wenn man dazu bedenkt, das ein Großteil der Gefangenen aus politischen Gegnern bestand, welche gegen die DDR und somit für die Freiheit protestierten, also nichts verbrochen hatten, fühlt man sich noch einmal viel bedrückter. Matthias

 

- Als ich dieses bedrohlich aussehende Gebäude sah, fiel es mir schon schwer genug, das Gelände zu betreten. In diesem Moment kamen alle verschiedenen Eindrücke auf einen zu gestürmt, doch vor allem Unbehagen, bei dem Gedanken an all die Leute, die hier viele Jahre ihres Lebens verbracht haben. Ich will mir gar nicht vorstellen müssen, wie es gewesen sein muss, durch dieses Tor zu gehen, mit dem Wissen, dass man hier sobald nicht wieder rauskommen wird. Lena

 

- Ich fand das Zuchthaus Cottbus sehr interessant, aber auch schockierend, unter welchen Bedingungen Verbrecher und politische Gegner eingesperrt wurden. Durch das Beschreiben des Lebens eines weiteren Besuchers, der in Cottbus einsaß, bekamen wir zusätzliche Informationen vom Leben in einem Gefängnis. Konrad

 

- Für mich war schon der erste Eindruck des Geländes erdrückend. Durch die Erlebnisschilderung gleich an dem Ort  des Geschehens, war das ganze erschreckend realistisch und nicht so weit entfernt, als würde man das alles nur in einem Buch lesen. Hanna

 

- Ich fand vor allem sehr einprägsam und erschreckend, wie versucht wurde, die Menschen dort in dem Gefängnis psychisch immer kleiner zu machen.Unterstützt durch die persönlichen Eindrücke Herrn Heises, bekam man natürlich ein ganz anderes Bild von den Zuständen und es war teils schon erdrückend, durch den Schauplatz solcher Geschehnisse zu laufen. Julius

 

Berlin / Nordhausen, den 8. November 2015

 

Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.

Regionale Arbeitsgruppe Thüringen