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Veranstaltungsreihe: "Fritz Bauers Erbe (1/2): Fritz Bauer und Demokratie-Erziehung durch Vergangenheitsaufklärung"

Donnerstag, 11. Mai 2023, 19:00 Uhr

Fritz Bauer ist eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten der Justiz im Nachkriegsdeutschland. Georg August Zinn – sozialdemokratischer Ministerpräsident Hessens von 1950 bis 1969 – war sich der besonderen Verpflichtungen bewusst, die sich aus den Verbrechen des Nationalsozialismus für die junge Bundesrepublik ergaben. Deshalb holte er Fritz Bauer 1956 von Braunschweig nach Hessen und übertrug ihm das Amt des Generalstaatsanwaltes.

Fritz Bauer wird 1903 in Stuttgart als Sohn liberal-jüdischer Eltern geboren. Mit 26 Jahren wird er der jüngste Amtsrichter in der Weimarer Republik. Als Jude und wegen seiner politischen Aktivitäten für die SPD und das Reichsbanner wird er 1933 entlassen und anschließend für neun Monate im KZ Heuberg interniert. 1936 emigriert er nach Dänemark. Um den Deportationen der in Dänemark lebenden Juden durch die Nationalsozialisten zu entgehen, flieht er 1943 ins neutrale Schweden. 1949 kehrt Fritz Bauer nach Deutschland zurück und bekleidet von 1950 bis 1956 das Amt des Generalstaatsanwalts am Oberlandesgericht Braunschweig. Von 1956 bis zu seinem Tod 1968 ist er Generalstaatsanwalt in Frankfurt.

Eine Beschäftigung mit Fritz Bauer führt direkt zum Grundgesetz und seiner Interpretation. Auf seine Veranlassung hin ziert die Außenfassade des Landgerichts Frankfurt – für alle deutlich sichtbar - den ersten Satz des Artikels 1 des GG: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Das war sein Fundament. Auf das Rechtsverständnis Deutschlands nach 1945 hat Fritz Bauer – wenn auch mit Verzögerung – einen nachhaltigen Einfluss ausgeübt. Ohne ihn hätte es den Auschwitz-Prozess Anfang der 60er Jahre in Frankfurt nicht gegeben. Wegweisend waren – und sind – auch seine Arbeiten im Bereich der Strafrechts- und Strafvollzugsreform.

Vortrag von Werner Renz, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fritz-Bauer-Instituts Frankfurt und ehemaliger Leiter des Archivs sowie der Bibliothek. Anschließend Diskussion, Moderation Klaus Müller (Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.). Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen zu der Veranstaltungsreihe stehen Initiates file downloadhier zum Download bereit.

Beim Opens external link in new windowzweiten Teil der Veranstaltungsreihe am 16. Mai 2023 wird um 19:00 Uhr der Film "Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht" im Kino Lichtblick in Walldorf gezeigt. Anschließend Gespräch mit der Regisseurin Sabine Lamby, Dr. Katharina Rauschenberger (Fritz-Bauer-Institut) und Daniel Pabst (Rechtsanwalt).