Geschichtsvereinigung fordert Anerkennung bisher vergessener Opfer des NS-Unrechts durch die Politik

Presseerklärung der LAG Schleswig-Holstein von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.:

Die Landesarbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein der überparteilichen Vereinigung „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ unterstützt einen bundesweiten Appell zur Anerkennung von ehemaligen Häftlingen der nationalsozialistischen Konzentrationslager als Opfer des NS-Unrechts. Dabei handelt es sich um mehrere zehntausend Menschen, die von der Gestapo oder der Kriminalpolizei ohne Gerichtsverfahren in Konzentrationslager eingewiesen worden sind, gefoltert und ermordet wurden, und bis heute nicht als NS-Opfer anerkannt worden sind.

Die Nationalsozialisten hatten Personen wie Obdachlose, Wanderarbeiter, Bettler oder angeblich Arbeitsscheue als „Asoziale“ diskriminiert und als „Ballastexistenzen“ bezeichnet.  Das gleiche Schicksal erlitten auch die sogenannten „Berufsverbrecher“ und „Gewohnheitsverbrecher“, die durch vergangene Haftstrafen z. B. wegen Einbruchs, Diebstahls oder Zuhälterei bei den Nazis als nicht resozialisierbar galten. Sie wurden ohne jedes rechtsstaatliche Verfahren in die Konzentrationslager eingeliefert und waren damit der Willkür der SS wehrlos ausgeliefert.

In der Zeit nach Beendigung der NS-Herrschaft wurde die Behandlung dieser Opfergruppen durch die Polizei- und Justizbehörden, die überwiegend selbst in das Unrechtssystem verstrickt waren, nicht als spezifisch nationalsozialistisches Unrecht angesehen.

Nach Auffassung der Arbeitsgruppe von „Gegen Vergessen-Für Demokratie“ ist  es endlich an der Zeit, dass sich die wissenschaftliche Forschung und die Politik auch  dieser Opfer des NS-Unrechts im Rahmen der Erinnerungskultur annehmen und den wenigen heute noch lebenden Opfern den Zugang zu einer angemessenen, würdigen Entschädigung eröffnen. Auch  die Gedenkstättenarbeit müsse im Hinblick auf die bisher nicht beachteten Opfergruppen überprüft werden.