Gegen Vergessen! – Für Demokratie! Orientierungen vor Ort: Projektvorschläge

Konzept, Februar 2013

Foto: Stadt Duisburg

Vorbemerkung

Zur Zeit beginnt erneut eine Debatte um die örtliche und regional orientierte Ausgestaltung einer historischen Thematisierung mit Sicht auf die jüngeren Generationen – wiederum begrenzt auf die Jahre 1933 bis 1945. Die Ergebnisse, die sich von der Umsetzung der jetzt vorliegenden Handlungsvorschläge erwarten lassen, dürften den Erfahrungen aus den letzten 20 Jahren entsprechen:
• Es ist bei den Akteuren eine Wiederauflage einer aktionistischen Überwälti-gungspädagogik zu erwarten, die bei der Umsetzung eine faktische Nähe zum bekämpften Gegner nicht scheut. (Motto: Gegen die Depersonalisierung des politischen Gegners! Daher: Fegt ihn weg, den braunen Dreck!).
• Es ist bei den gutwilligen Unterstützerkreisen nach kurzer Zeit mit den schon aus den Vorjahren bekannten Abwehreffekten zu rechnen (ein durchaus politisch links stehender Ko-Rektor: Ich habe es satt, meine Schüler als Komparsen bei Stolperstein-Verlegungen antreten zu lassen.)
• Es ist bei den Jugendlichen mit der schon seit Jahren zu beobachtenden Mischung aus Neugier, Scheu, Beurteilungsunfähigkeit – und eigenwilliger Verwendung der im Regelfall geringen Kenntnisse im Nachgang zu erwarten.

Zum Anspruch

Daher sei noch einmal darauf hingewiesen, welch immens hohen Anspruch sich die Promotoren, sofern sie seriös bleiben wollen,  stellen, wenn sie von Jugendlichen gerade diese Auseinandersetzung mit Lokal- und Regionalgeschichte erwarten. Vorauszusetzen sind bei einer solchen Auseinandersetzung nämlich nicht nur die Kenntnisse um die allgemeinen Verläufe, zudem sind noch die jeweiligen gesonderten Entwicklungen, Hintergründe und Verlagerungen vor Ort zu identifizieren und einzuordnen. Als Konsequenz bedeutet dies, daß die Hauptgefahr solcher Projekte, sofern sie überhaupt anschlagen, darin liegt, daß bloß schablonenhaft vorgegebene Freund-Feind-Bestimmungen eingeübt werden – also über eine Fülle von Detailwis-sen normatives Beurteilungsvermögen geradezu erschlagen wird. Um es deutlich zu sagen, zwei Probleme bestehen heute mit Sicherheit nicht mehr:
• Der Zweite Weltkrieg muß nicht noch einmal gewonnen werden, dies ist schon geschehen.
• Die Entnazifizierung, da wo es sich um wirkliche Täter handelt, ist auch nicht mehr zu leisten, die sind weitgehend verstorben.
Eine Vermittlungsabsicht, die sich darauf reduziert, einen schon geschlagenen Gegner jedes Jahr neu zu schlagen, baut ihn wieder auf. In den Vordergrund der Hand-lungsanlagen wären daher Projekte zu stellen, die die Konsequenzen aus den Vor-gängen von 1933 bis 1945 vermitteln – dabei ist die Vermittlung von den entspre-chenden historischen Kenntnissen ein Mittel der Vermittlung, aber nicht einmal ein zwingendes. Umgekehrt können historisch angelegte Projekte, auch antifaschistisch angelegte, durchaus ein unfreiwilliger Beitrag zur Wiederauflage bestimmter Kon-fliktlagen sein – einschließlich des durch die Konfliktführung der Gegenseite geför-derten Aufbaus der rechtsradikalen Milieus. Gut gemacht bleibt halt das Gegenteil von gut gemeint!

Zur Zielsetzung

Die Auswahl von Projekten hat sich von daher nicht wie in der Politik, in der gelten mag: Der Feind meines Feindes ist mein Freund!, durchaus üblich an der Feindbestimmung zu orientieren, sondern am Vermittlungsziel. Und hierbei gilt zudem, wenn es sich um Jugendarbeit handelt: Das eigene Handeln hat den eigenen, beständig reklamierten Zielen zu entsprechen.
 Wenn also die gemeinsame Gegnerschaft noch kein Kooperationskriterium ist, son-dern die Kooperationskriterien sich hingegen am Einzelfall bewähren müssen, wird zugleich im Zuge der wechselseitig vorgenommenen inhaltlichen Kontrolle der Fundus, auf dem die Zusammenarbeit beruht, beständig ausgebaut.
Daher seien die Zielsetzungen, die im Folgenden unterstellt werden, plakativ benannt: Für die künftigen mündigen Staatsbürger weitere Möglichkeiten zur geschichtlichen Einordnungsfähigkeit schaffen! Ausbau und Stärkung der persönlichen Autonomie als Voraussetzung eines demokratischen Staatswesens!

Zu den Projekten

Im Folgenden werden vier lokalhistorisch orientierte Projekte mit Bezug auf den Jugendbereich kurz skizziert und begründet. Ihre Konzeption basiert in allen Fällen auf Ausgangsüberlegungen, die sich über die letzten mehr als zehn Jahre hinweg in unserer Arbeit nachweisen lassen. Ihren deutlichsten Ausdruck fanden diese bisher in dem Vorschlag für eine Dokumentationszentrum / Archiv zur Geschichte der Du-isburger Demokratie 
Im Einzelnen sind dies:
• Wiki-Projekt: Neuere Geschichte im Duisburger Stadtbild.
• Denkmalpflege und Denkmalnutzung
• Zentraldenkmal für die Opfer des Nationalsozialismus
• Wiedererichtung des Denkmals für die Kämpfer gegen den Kapp-Putsch.

Im Folgenden finden sich jeweils kurze Projektbeschreibungen, hingewiesen wird auch auf mögliche Trägerstrukturen, mit denen sich im Rahmen eines bürgerschaftlichen Engagements bei zugrundeliegenden Kostenplänen jeweils ein solches Projekt angehen ließe.
In der Summe sind die Vorschläge so gehalten, daß sie das gesamte demokratische Spektrum abdecken, also für alle Couleurs auch Zumutungen enthalten, ohne jedoch die eine oder andere Seite zu überfordern – sofern die aufklärerische Intention auf allen Seiten geteilt wird.

Konzept zum Download