Nach dem Zweiten Weltkrieg galten die USA als Vorbild einer stabilen Demokratie, heute ist die amerikanische Demokratie zum Krisenfall geworden. In seinem Buch Das gespaltene Haus erzählt der Heidelberger Historiker Manfred Berg die lange Geschichte der politischen und gesellschaftlichen Spaltung, die den Aufstieg Donald Trumps ermöglicht und Amerika an den Rand eines neuen Bürgerkriegs gebracht hat.
In den 1950er Jahren galten die USA als Vorbild einer stabilen Demokratie, in der ein breiter Konsens über die gesellschaftliche und politische Ordnung herrschte. In den 1960er Jahren jedoch zerbrach dieser Konsens in den Auseinandersetzungen über den Vietnamkrieg, den Rassenkonflikt und die Kulturrevolution der Radical Sixties. In den folgenden Jahrzehnten veränderten Globalisierung, Einwanderung, Wertewandel und Medienrevolution die amerikanische Gesellschaft dramatisch, führten aber gleichzeitig zu unerbittlichen Kulturkämpfen und einem lange unterschätzten Polarisierungs- und Radikalisierungsschub, der insbesondere das konservative Milieu erfasste. Heute stehen sich rote und blaue Staaten, Republikaner und Demokraten, Konservative und Liberale als unversöhnliche Feinde gegenüber. Die amerikanische Demokratie ist zum Krisenfall geworden.