Veranstaltungen

Filmvorführung: "Spur der Steine"

Dienstag, 27. Oktober 2020, 19:00 Uhr

Stadtbibliothek "Rudolf Hagelstange" Nordhausen, Nikolaiplatz 1, 99734 Nordhausen

Dies ist eine Veranstaltung von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., Regionale Arbeitsgruppe Thüringen, in Kooperation mit: Bundesprogramm "Demokratie leben!" - Thüringer Landesprogramm "denkbunt", Thüringer Landeszentrale für politische Bildung, Kreissparkasse Nordhausen, Stadt Nordhausen - Stadtbibliothek Nordhausen, Förderverein RS Käthe Kollwitz, Bürgerradio ENNO

Spur der Steine

Während des vergangenen Schuljahres, 2019/2020, beschäftigten sich Schüler*innen der Regelschule Käthe Kollwitz unter Anleitung ihrer Geschichtslehrerin mit einem der letzten Konzerte des Filmstars und Jazz-Sängers Manfred Krug in der ehemaligen DDR. Krug fiel durch Unterzeichnung einer Protestnote gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns im November 1976 in Ungnade, erhielt quasi Berufsverbot (in der ehemaligen DDR gab es „kein“ Berufsverbot) und durfte nur noch einige Konzerte außerhalb der DDR-Zentren, also in der Provinz, im ersten Halbjahr 1977 geben. Am 1. Februar 1977 gastierte Krug, von den Machthabern in Nordhausen totgeschwiegen, mit dem Günter-Fischer-Quintett im Nordhäuser „Filmtheater der Neuen Zeit“ vor weit über 700 begeisterten Zuschauern und den „dienstlich anwesenden Personen“ (ohne Begeisterung).

Mit dem erarbeiteten Wissen aus einem geheimdienstlichen Mitschnitt des Konzerts, themenbezogenen Stasi-Akten und themenbezogener Literatur produzierten die Schüler*innen unter Anleitung ihrer Lehrerin und Radio ENNO ein Funkfeature unter dem Titel „Willkür der Macht, das am 8. Februar, dem Geburtstag Krugs, durch Thüringer Bürgerradios ausgestrahlt wurde.

Bei den Recherchen zu den Vorkommnissen während des Konzerts stießen die Schüler*innen auf die Ausstellung zum Filmschaffen Manfred Krugs „Von nüscht kommt nüscht“, die sowohl sein filmisches Schaffen würdigt, als auch sein konsequentes Auftreten gegen Unrecht und Reglementierung. Ein Ausstellungsplakat behandelt auch den Film „Spur der Steine“, das es den Schüler*innen sofort angetan hatte und der im Rahmen der Plakatausstellung „Von nüscht kommt nüscht“ am 27. Oktober 2020 um 19 Uhr im Ratssaal der Stadtbibliothek gezeigt werden soll.

 

„Spur der Steine“ ist der wohl bedeutendste DEFA-Film mit Manfred Krug in der Titelrolle. Der Film erzählt die Geschichte des idealistischen Parteisekretärs Werner Horrath (Eberhard Esche), der auf eine Baustelle gesandt wird und dort auf die junge Ingenieurin Kati Klee (Krystyna Stypulkowska) und den anarchischen Brigadier Balla trifft, gespielt von Manfred Krug. Dessen Bautrupp ist aufgrund seiner Disziplinlosigkeiten bei Partei und Kollegen nicht sehr beliebt. Horrath tritt den Methoden Ballas entschlossen entgegen, setzt sich für Ordnung und ein besseres Miteinander ein. Aus Ballas anfänglicher Abneigung gegenüber Horrath wird Respekt – bis er entdeckt, dass der verheiratete Parteisekretär nicht den Mut hat, sich zu seiner schwangeren Freundin zu bekennen. Am Ende wird gegen Horrath ein Parteiverfahren eröffnet.

 

Das Interesse an dem in Western-Manier gedrehten Film ist groß, die ersten Vorstellungen ausverkauft. Das liegt vor allem an der Art, wie Krug den Zimmermannsbrigadier verkörpert: unangepasst, respektlos, großspurig. Krugs Balla ist ein körperlich präsenter Mann, dabei kein SED-Mitglied, denn Vorgaben jeglicher Art sind ihm ein Graus. Er ist ein trotziger wie gefühlvoller Rebell.

Der Film gerät auf dem 11. Plenum des ZK der SED, Ende 1965, ins Fadenkreuz der SED-Kritik. Die Premiere wird von organisierten Störern ausgepfiffen. Sie rufen: „Unsere Parteisekretäre schlafen nicht mit fremden Frauen!“ oder „Krug in die Produktion!“

(Text zum Film dem Ausstellungsplakat „Spur der Steine“ entnommen)

 

Mit der Begründung, dass die Arbeiterklasse den Film nicht annehme, verschwindet der Film aus den Kinos und wird erst im Oktober 1989 nach 23 Jahren öffentlich wieder gezeigt. Regisseur Frank Beyer darf jahrelang nicht mehr für die DEFA arbeiten.

 

Nach 1989 wird der Film zum berühmtesten Verbotsfilm in Deutschland. Der „Verbund Deutscher Kinematheken“ wählt ihn unter die 100 wichtigsten deutschen Filme aller Zeiten.

 

Dank der Gewährung einer Zuwendung entsprechend des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus , Gewalt und Menschenfeindlichkeit – Bundesweite Förderung lokaler Partnerschaften für Demokratie“ kofinanziert durch das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit, der großzügigen Unterstützung der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung, der Kreissparkasse Nordhausen, der Stadt Nordhausen mit der Stadtbibliothek und des Fördervereins der RS Käthe Kollwitz kann der Film „Spur der Steine“ mit Genehmigung des Wilhelm-Fraenger-Instituts gGmbH Berlin gezeigt werden.

 

Wegen der Corona-Einschränkungen kann nur eine beschränkte Anzahl von Besuchern zur Filmvorführung zugelassen werden, ferner sind die Abstands- und Hygiene-Regeln unbedingt einzuhalten und den Weisungen des Bibliotheks-Personals ist Folge zu leisten. Der Besuch des Films ist kostenfrei und nur mit einer Eintrittskarte, in der Stadtbibliothek erhältlich, möglich.