Veranstaltungsreihe "Opfer des deutschen Vernichtungskrieges im Osten"

Die Erinnerung an zwei große historische Ereignisse prägt das Jahr 2013: der 80. Jahrestag der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und der 70. Jahrestag des Endes der Schlacht um Stalingrad. Zwischen diesen Daten liegt der Beginn des Vernichtungskrieges im Osten, bei dem Millionen Menschen in Polen, der Sowjetunion, Mittelost- und Südosteuropa Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und systematischer Vernichtung wurden. Dies traf nicht nur Juden und Roma, sondern auch zehntausende Zivilisten, die ab 1942/43 bei sogenannten Vergeltungsmaßnahmen und Rückzugsverbrechen der deutschen Besatzungsmacht zu Tode kamen: bei der Niederschlagung von Aufständen wie im Warschauer Ghetto, der Politik der »verbrannten Erde« in Osteuropa oder bei Strafaktionen in Italien und Griechenland. Wir möchten die Erinnerung an diese Opfer stärker in das öffentliche Bewusstsein bringen.

Eine Kooperation von
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V., www.asf-ev.de
Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, www.museum-karlshorst.de
Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«, www.stiftung-evz.de
Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., www.gegen-vergessen.de
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, www.stiftung-denkmal.de

Im Rahmen des Gedenkens an die Opfer des Vernichtungskrieges anlässlich des 70. Jahrestags des deutschen Überfalls ist 2011 erschienen:
"Aus dem Schatten der Erinnerung. Vergessene Opfer des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion". Informationsbroschüre herausgegeben vom Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Kostenlos erhältlich beim
Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, www.museum-karlshorst.de

21. März 2013 | 19 Uhr
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Potsdamer Platz
Fakt und Fiktion. Darstellungen des Warschauer Ghettos im Film
Podiumsgespräch mit
Dr. Lihi Nagler, The Open University of Israel
Dr. Magdalena Saryusz-Wolska, Polnische Akademie der Wissenschaften
Moderation: Prof. Dr. Claudia Bruns, Humboldt-Universität zu Berlin

Mit der Fernsehserie »Holocaust« kam 1979 »das Grauen in die gute Stube« Deutschlands, wo bis zu diesem Zeitpunkt kaum über die NS-Verbrechen gesprochen worden war. »Holocaust« wurde zum Begriff, der bis heute weltweit für die Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten steht. Die Entwicklung der filmischen Erinnerung an den Holocaust spiegelt gesellschaftlichen Wandel sowie Entwicklungen in den Geschichtswissenschaften und der Filmästhetik wider. Am Beispiel des Warschauer Ghettoaufstandes im Frühjahr 1943 werden Expertinnen diese Entwicklungen untersuchen. Anhand von Filmbeispielen wird aufgezeigt, wie sich Fakt und Fiktion in der filmischen Darstellung des Holocaust vermischen

Organisation: Deutsch-Russisches Museum Berlin‑Karlshorst

5. Juni 2013 | 19 Uhr
Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Saal A, Stauffenbergstraße 13–14, 10785 Berlin
Die Erinnerung an deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland
Vortrag von Prof. em. Dr. Hagen Fleischer, Universität Athen
Podiumsdiskussion mit griechischen und deutschen Gedenkinitiativen
Moderation: Prof. Dr. Friedhelm Boll, Bonn

Griechische Reaktionen auf deutsche Politik(er) waren im Oktober 2012 heftig: Unter dem Druck der Finanzkrise scheinen alte Wunden wieder aufzubrechen, böse Erinnerungen an die Zeit unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg werden wach. Vor 69 Jahren, am 10. Juni 1944, begingen Deutsche in Distomo ein Massaker an griechischen Zivilisten. Dies ist Anlass, die deutschen Kriegsverbrechen in Griechenland sowie ihren Stellenwert in der griechischen Erinnerungskultur in den Blick zu nehmen. Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Fleischer werden griechische und deutsche Gedenkinitiativen über die Wiederbelebung deutsch-griechischer Erinnerungsarbeit diskutieren.

Organisation: Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. mit freundlicher Unterstützung der Friedrich‑Ebert-Stiftung in Athen

12. September 2013 | 19 Uhr
Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, Britzer Straße 5, 12439 Berlin
Racheakte – Vom Verbündeten zum Gefangenen
Das Schicksal Italienischer Militärinternierter Podiumsdiskussion zur Zukunft einer gemeinsamen deutsch-italienischen Erinnerungskultur In den Monaten nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten vom 8. 9. 1943 nahmen deutsche Truppen ihre ehemaligen italienischen Verbündeten, die jetzt als »Verräter« gesehen wurden, fest und entwaffneten sie. Durch einen Erlass Hitlers wurde ihnen als Italienische Militärinternierte der Status Kriegsgefangene aberkannt. Ohne den Schutz der Genfer Konvention mussten sowohl Mannschaften als auch Offiziere unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit im Deutschen Reich wie in den besetzten Gebieten leisten. Von ca. 600 000 Inhaftierten überlebten etwa 45 000 Militärinternierte die Gefangenschaft nicht. Insbesondere gegen Kriegsende starben zahlreiche Militärinternierte bei Massakern in den Lagern.

Organisation: Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«

23.–24. Oktober 2013
Wissenschaftliches Kolloquium zum Vergleich der historischen Umstände und Rezeption der Roma-Verfolgung während der NS-Zeit in einzelnen Ländern Osteuropas
24. Oktober 2013 | ab 15 Uhr
Allianz Stiftungsforum, Pariser Platz 6, 10117 Berlin
Demokratie in Gefahr? Rassismus gegen Minderheiten in Europa
Rechte Parteien, die Minderheiten diskriminieren und verleumden, bedrohen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Im Visier der Rechtsextremisten sind vor allem in Ost- und Südosteuropa Sinti und Roma sowie Juden. Jedoch dringt der Rassismus bis in die Mitte der Gesellschaft. Mit der NS-Besatzung Ost- und Südosteuropas im Zweiten Weltkrieg erreichte die systematische Verfolgung der Sinti und Roma ihren Höhepunkt, bis hin zum Genozid. Ein Jahr nach der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas informieren Impulsreferate über die aktuelle Situation der Minderheiten in Europa. Auf dem Podium wird diskutiert, was die Politik leisten muss, um die demokratischen Werte zu verteidigen und alle Bürger zu schützen.

Organisation: Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«, Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

5. Dezember 2013 | 19 Uhr
Botschaft der Russischen Föderation, Unter den Linden 63–65, 10117 Berlin
Gräber in Deutschland. Letzte Ruhestätten sowjetischer Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener
Podiumsgespräch
mit Dr. Lutz Prieß, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst;
Wladimir V. Kukin, Büro für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit, Botschaft der Russischen Föderation
Oliver Nickel, Dokumentationsstätte
Stalag 326 (VI K) Senne
Moderation: Dr. Ralf Possekel, Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«

Die genaue Zahl der auf deutschem Boden gestorbenen sowjetischen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen ist bis heute nicht bekannt. Für die meisten verstorbenen Kriegsgefangenen gab es nur anonyme Massengräber. Für viele in Konzentrationslagern oder in Gestapo-Haft ermordete Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene existiert keine Grabstelle. Bei dieser Veranstaltung wird das Projekt zur Dokumentation dieser vergessenen Gräber vorgestellt – eine deutschrussische Kooperation. Darüber hinaus wird über die Geschichte und Pflege dieser Gräber berichtet.

Organisation: Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst