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Lesung von Anna Maria Nannetti und Gianluca Luccarini über die Massaker der SS- und Wehrmachtsverbände in Marzabotto 1944

Mittwoch, 15. Mai 2013

Betroffene (Anna Maria Nannetti, Matilde Grünwalde-Monetti und Gian Luca Luccarini, deren Familien ausgerottet wurden), berichten über die Massaker der SS- und Wehrmachtsverbände in Marzabotto am 29.9.1944

Veranstaltung der Regionalen Arbeitsgruppe Augsburg-Schwaben von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. in Kooperation mit dem Bündnis für Menschenwürde, der VVN und dem Forum für Interkulturelles Leben und Lernen.

Die deutsche Öffentlichkeit hat von den grauenhaften Massakern der SS beim Rückzug aus dem Apennin kaum Kenntnis genommen. Es ist beschämend und nicht nachvollziebar, dass die meisten Verbrechen bis zum heutigen Tage ungesühnt blieben. Hier zwei Zeitzeugenberichte:
FERNANDO PIRETTI war damals 9 Jahre alt:
“Meine Familie hatte in Cerpiano Zuflucht genommen, bei den Schwestern “Orsoline”: meine Eltern, meine Schwester Teresa von 13 Jahren, ich, und andere 60 Personen. Wir befanden uns in einem Betsaal in einer kleinen Kirche und an dem Tag war der Betsaal voll Kinder. Die Lehrer warnten uns, dass die SS sich näherten und dass sie schon eine Familie von 7 Personen (davon 5 Kinder) ermordet hatten. Die Frauen und die Kinder wurden im Hof versammelt. Die Lehrerin bat die SS, die Kinder gehen zu lassen aber sie haben uns in den Betsaal gestossen und geschrieen: “In 5 Minuten seid ihr alle tot!”.
Dann wurden die Maschinengewehre aufgestellt und das Gewehrfeuer begann, Handgranaten explodierten. Alle 25 Frauen starben, auch meine Mutter. 18 Kinder starben, darunter auch meine Schwester Teresa. Wie durch ein Wunder habe ich mich gerettet. Ich erinnere mich, dass ich zwischen den Leichen lag, im Blut, und dass ein Soldat meinen Kopf mit den Haaren hochgezogen hat.”
Generalmajor Reder verweilte bis zum 26. Oktober 1944 in Cerpiano, wo er Frauen vergewaltigte, und Menschen ermordete, die sich im Wald versteckt hatten.

BRUNO ZERBI,  Sohn von Pietro Zerbi, wohnhaft in  Colulla di Sopra. Sein Vater machte sich zeitlebens Vorwürfe, am Tod seiner Schwester Schuld zu sein:
„Wenn ich an meinen Vater Pietro denke, (erst vor ein paar Monaten verstorben) denke ich hauptsächlich  an seinen Schmerz und sein Trauma, welches ihn sein ganzes Leben begleitet hat. An einem Nachmittag kam die SS nach Collula di Sopra. Mein Vater und sein Großvater liefen in den Wald, um sich zu verstecken. Pietros Schwester Bruna, 19 Jahre alt, erwartete ein Kind  und wollte auch in den Wald laufen. Aber Pietro wollte nicht: “Nein, bleibe im Haus, du bist schwanger, die Soldaten suchen junge Männer um nach Deutschland zu verschleppen”.
Dann kam die SS und gab den Befehl, dass alle Personen ihre besten Kleider anziehen solle “für eine lange Reise”. Acht Personen wurden vor dem Haus aufgestellt, Frauen, Kinder und Männer. Alle wurden hingemetzelt, Pietros schwangere Schwester erschoss man, aus ihrem Mutterleib wurde der Fötus herausgerissen und auf das Seitengewehr aufgespießt.”

Eintritt € 3