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Carlo Mierendorff kontra Hitler - Ein enger Mitstreiter Wilhelm Leuschners im Widerstand

Dienstag, 24. Januar 2017

19:00 Uhr, Rathaus Wiesbaden, Stadtverordnetensitzungssaal,

Vortrag von Dr. Axel Ulrich

Zu den couragiertesten Protagonisten des deutschen Widerstandes gegen das „Dritte Reich“ gehörte der vor nunmehr 120 Jahren geborene SPD-Reichstagsabgeordnete Dr. Carlo Mierendorff. Dieser hatte bereits früh den Kampf gegen die während der Weimarer Republik bald immer bedrohlicher werdende NS-Bewegung aufgenommen, und zwar nicht zuletzt dann zusammen mit dem hessischen Innenminister und Gewerkschaftsführer Wilhelm Leuschner.

Nachdem Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 die politische Macht übertragen worden war, sahen sich die Antinazikräfte ganz gleich welcher politischen Couleur sofort unerbittlicher Verfolgung ausgesetzt. Vor allem galt dies für jene, die den Widerstand gegen die unverzüglich errichtete NS-Diktatur nun auf konspirative Weise fortzuführen versuchten. Etliche fanden bereits damals den Tod, wenn ihnen nicht die Flucht ins rettende Ausland glückte. Für viele andere hingegen folgten bittere Jahre der Haft in den faschistischen Kerkern und Konzentrationslagern. Auch Mierendorff blieb seit dem Sommer 1933 fast fünf Jahre lang inhaftiert.

Nach seiner Haftentlassung fand er rasch Anschluss an die sich seit dessen eigener Freilassung Mitte 1934 um seinen vormaligen Dienstvorgesetzten Leuschner sammelnden Widerstandskräfte. Bald wirkte Mierendorff außerdem als einer der wichtigsten Repräsentanten der sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Untergrundbewegung im überparteilichen, ebenfalls dezidiert antinazistischen „Kreisauer Kreis“.

Es wird insbesondere der dagegen kaum bekannte frühe Versuch Mierendorffs und seiner Mitstreiter beleuchtet, in Hessen eine erste funktionsfähige Widerstandsstruktur zu schaffen. Außerdem wird der Blick gelenkt auf die von Leuschner, ihm und zahlreichen anderen NS-Gegnern verstärkt seit Anfang der 1940er-Jahre in ganz Deutschland und partiell sogar darüber hinaus geschaffene antinazistische Vertrauensleutestruktur. Jene hätte bei Gelingen des auch von den oppositionellen Militärs schon lange beabsichtigten Umsturzunternehmens sofort hervortreten sollen, um dieses von der zivilen Seite her zu unterstützen und sodann in demokratische Bahnen zu lenken.

Über den Referenten
Der 1951 in Wiesbaden geborene Politikwissenschaftler ist Mitarbeiter unseres Stadtarchivs und betreut u. a. die insbesondere dem luxemburgischen Widerstand gewidmete KZ-Gedenkstätte „Unter den Eichen“. Zum politischen Widerstand vor allem in Hessen und Rheinland-Pfalz hat er zahlreiche Schriften veröffentlicht. Einige davon sind bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung entweder gegen eine geringe Bereitstellungspauschale oder gratis erhältlich, so auch seine umfangreiche Monographie über das antinazistische Agieren Wilhelm Leuschners und seiner Mitstreiter.

Eintritt: frei


Veranstalter
vhs wiesbaden; Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“; Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945; Seniorenbeirat der Landeshauptstadt Wiesbaden; Kulturamt Wiesbaden – Stadtarchiv