Veranstaltungen

Besuchertage in der ehemaligen Erfurter SED-Zentrale. Thüringer Stasi-Spitzel im Partei- und Staatsapparat

Freitag, 3. November 2017

, 10:00 Uhr

Eislebener Straße 1, 99089 Erfurt

BStU Außenstelle Erfurt, Landesbeauftragter des Freistaates Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

Am historischen Ortder SED-Bezirksleitung in Erfurtzeigt sich die enge Verschränkung zwischen der Partei und der DDR-Staatssicherheit. Von hier aus übten die SED-Funktionäre die Kontrolle im Bezirk aus. Mit der DDR-Geheimpolizei stand ihnen hierfür ein machtvoller Apparat zur Verfügung.

 

Vorträge und Filmvorführungen spiegeln die vielfältige Nutzung der Stasi-Unterlagen durch Forschende, Medien sowie Institutionen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wider.

 

Auch unsere Vereinigung trägt mit mehreren Programmpunkten zum guten Gelingen dieser zweitägigen Veranstaltung bei:

Präsentation der von GV-FD getragenen Ausstellung "Von Liebe und Zorn. Jung Sein in

der Diktatur";

Einführungsvortrag zur Ausstellung, Uwe Kulisch, Erfurt

Zeitzeugengespräch mit Bezug zur Ausstellung, Marina Böttcher, Erfurt

 

Marina Böttcher und Uwe Kulisch sind Autoren und Kuratoren der Ausstellung!

 

Zum Inhalt: Vor über dreißig Jahren träumten "Berry" und "Fetzer" und ihre Erfurter Freundinnen und Freunde von einert besseren Welt in Liebe und Toleranz. Sie träumten von San Francisco und Paris und von Pink-Floyd-Konzerten.

Aber da sie in der DDR lebten, waren diese Dinge für sie so unerreichbar wie der Mond.

Denn es gab eine Mauer, die sie von all dem trennte.

Hinter dieser Mauer waren solche Hippie-Träume verdächtig, vor allem, wenn man versuchte so zu leben, den Mut hatte ANDERS zu Sein.

Der Erfurter Freundeskreis lebte in einer Diktatur, die Jugendliche zu "sozialistischen Persönlichkeiten" erziehen wollte. Aber die vorgegebenen Helden konnten sie nicht begeistern, ebenso wenig wie die vom Staat verordnete Lebensweise und Kulturpolitik.

Die Ausstellung erzählt ihre Geschichte(n), zeigt auf, wie sie versuchten, im DDR-Alltag ihr ANDERS SEIN zu leben und deshalb Einschränkungen bis hin zu harten Repressionsmaßnahmen erleben mussten.

Die Erlebnisse des Freundeskreises werden hauptsächlich in der sie prägenden Jugendzeit von 1973 bis 1983 dargestellt. Privatfotos, persönliche Dokumente und Stasi-Akten-Auszüge lassen die Geschichte(n) der Protagonisten und den Alltag in der Diktatur lebendig werden.

 

Unter dem Arbeitstitel "Zurückdrängen um jeden Preis - Die Stasi und die Ausreisewelle in Nordhausen" trägt Joachim Heise die Ergebnisse seiner Recherchen vor:

In den 1970er und 1980er Jahren war ein "Offizier im besonderen Einsatz" (OibE) der Kreisdienststelle Nordhausen innerhalb der Abteilung Innere Angelegenheiten beim Rat des Kreises Nordhausen aktiv. Nicht als Stasi-Mitarbeiter erkennbar, hatte er hauptsächlich mit den Ausreiseanträgen vieler frustrierter bzw. verzweifelter Bürger des Südharzes zu tun und tat alles, um diese zu schikanieren oder sie zu kriminalisieren.

Die Akten der damaligen Innenbehörde zu ca. 700 Fällen gewähren einen tiefen Einblick in die Beweggründe der Bürger, solche Anträge zu stellen und sich den Zumutungen dieser Ämter auszusetzen. Sie zeigen aber auch, zu welchen Strategien und Methoden der Rat des Kreises im Zusammenwirken mit den anderen "Organen" der DDR griff, um den massenhaften Exodus der Menschen in Richtung Westen zu verhindern.

Insofern kann das Agieren dieses MfS-Offiziers auch exemplarisch für den Umgang des Staates DDR mit seinen Bürgern stehen.

Die Akten lassen jedoch auch erkennen, wie vergeblich das Bemühen der staatlichen Stellen war, "sozialistische Persönlichkeiten" zu formen und die Menschen an den Staat DDR zu binden.

 

Der Eintritt ist frei.