Nachbarn von nebenan - verschollen in Riga

Dienstag, 8. November 2011

19.30 Uhr Martin-Luther-Kirche, Kirchstr., Gütersloh ,

Vortrag mit Bildern von Winfried Nachtwei MdB a.D., Vorstandsmitglied von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., anlässlich der 70. Jahrestage der Deportationen nach Riga
Veranstalter: Christenrat Gütersloh und Stadt Gütersloh

Am 30. November 1941 traf ein Deportationszug mit 1053 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus Berlin in Riga ein. Alle wurden in vorbereiteten Gruben im Wäldchen von Rumbula erschossen. Es war der Tag, an dem anschließend in Rumbula mit der Liquidierung des lettisch-jüdischen Ghettos die Massenermordung der Rigaer Juden begann. Es war der „Rigaer Blutsonntag“. In den folgenden Wochen und Monaten folgten insgesamt 24 Deportationszüge mit jeweils ungefähr 1000 deutschen, österreichischen und tschechischen Juden aus den Abfahrtsorten und ihrer Umgebung.  Sie wurden im „Reichsjudenghetto“, in der Kölner, Leipziger, Bielefelder Straße zusammengepfercht, mussten in verschiedenen Lagern und Arbeitskomman-dos Zwangsarbeit leisten, wurden schikaniert, gequält, im Wald von Bikernieki zu Abertausenden erschossen. Im Baltikum, in Riga begann der Massenmord an den deutschen und ös-terreichischen Juden.

Ihr Schicksal war über viele Jahrzehnte weitgehend unbekannt. Die Massengräber in Bikernieki waren vergessene und verlorene Orte. Erst mit dem Ende der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der baltischen Staaten öffnete sich die Erinnerung. 1991 fanden in etlichen deutschen Städten erste Erinnerungsveranstaltungen an die verschol-lenen, früheren Nachbarn statt. Bekannt wurde das Schicksal der wenigen jüdischen Ghetto- und KZ-Häftlinge im Baltikum. In Deutschland entstanden Initiativen zu ihrer Unterstützung. Anfang 1998 konnte endlich eine staatliche „Entschädigungszahlung“ für sie durchgesetzt werden. Am 30. November 2001 wurde in Riga Bikernieki eine würdige Gedenkstätte eingeweiht, die mit Hilfe des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge und von im Deutschen Riga Komitee zusammen geschlossenen 13 Herkunftsorten der Deportierten errichtet worden war. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Riga Komitees (inzwischen über 30 Orte) besuchten im Juli 2010 Repräsentanten von 24 deutschen Städten Riga.

Seit 1989 habe ich Riga immer wieder besucht und bin den Spuren der Verschleppten nachgegangen. Meinen Dia-Vortrag „Nachbarn von nebenan – verschollen in Riga“ hielt ich über hundert Mal in über fünfzig Städten. Veranstalter waren Städte, Schulen, Volkshochschulen, Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Gegen Vergessen- Für Demokratie, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Pax Christi, Gedenkstätten, Parteien etc.

Münster, November 2011

Winfried Nachtwei, MdB a.D.
Vorstandsmitglied von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ und der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen DGVN
www.nachtwei.de
winfried(at)nachtwei.de,
0251-86530
0170-314 8779

Bei den Veranstaltungen werbe ich um Spenden für die letzten Holocaust-Überlebenden im Baltikum. Hierzu engagiert sich seit vielen Jahren hervorragend das Ehepaar Hanna und Wolf Middelmann aus Göttingen. Spenden sind erbeten unter dem Stichwort „Riga“ auf das Konto 100 499 433 der Sparkasse Göttingen (BLZ 260 500 02)