Fimvorführung "Keine Kameraden. Ein Dokumentarfilm über das Massensterben Sowjetischer Kriegsgefangener im Winter 1941 /1942", anschließend Diskussion mit der Filmemacherin Beate Lehr

Donnerstag, 11. Juli 2013

19.00 Uhr Filmforum im Museum Ludwig, Köln,

Veranstalter: Friedensforum Köln, Deutsch-Russische Gesellschaft Rhein/Ruhr e.V., Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., LEW KOPELEW FORUM e.V., NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Verein EL-DE-Haus, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten Köln, Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Wolgograd e.V.

Eintritt: 7 Euro / ermäßigt: 5 Euro

Erstmals wird „Das Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener im Winter 1941/42“ in einer Dokumentation aufgearbeitet. Allein von den 3,5 Millionen sowjetischen Gefangenen aus dem Jahre 1941 waren bis zum Frühjahr 2 Millionen gestorben: Erschossen, verhungert, erfroren, Opfer der NS Vernichtungsmaschinerie, die im Sommer 1941 über die Sowjetunion hereinfiel. Dieses Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen ist neben dem Völkermord an den europäischen Juden eines der furchtbarsten Kapitel des zweiten Weltkrieges und bis heute weitgehend tabuisiert.
„[...] der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad […]“
lautet Hitlers Devise über den Umgang mit den Kommunisten in seiner Rede vom 30. März 1941 vor den Befehlshabern und Stabschefs des Ostheeres. Die Bestimmungen der Genfer Konvention werden für diesen Feldzug weitgehend ausgesetzt. Durch die Blitzkriegsstrategie des NS-Regimes macht die Wehrmacht bereits in den ersten Monaten nach dem Überfall auf die Sowjetunion Millionen Gefangene.

Ab Juli 1941 beginnt die Deportation gefangen genommener sowjetischer Soldaten nach Deutschland. In dieser Zeit sind die Gefangenenlager noch nicht einmal im Ansatz fertiggestellt. Bis November 1941 werden rund 100.000 Gefangene zu den Gefangenenlagern in die Lüneburger Heide, wie beispielsweise Wietzendorf, gebracht. In diesen provisorischen Lagern finden die Kriegsgefangenen keine festen Unterkünfte, sondern nur Wachtürme und Stacheldraht vor. Sie hausen in Erdlöchern bei völlig unzureichender Verpflegung, so dass sie in ihrer Not die Rinde von den Bäumen essen. Zeitzeugen wie die ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen Mark Tilewitsch und Michael Levin, Hinterbliebene und renommierte Wissenschaftler wie Professor Dr. Hans Mommsen belegen in der Dokumentation „Keine Kameraden“ dieses Kapitel deutscher Vergangenheit.

Durch einen Hinweis des ehemaligen Leiters des Podolsker Militärarchivs, Oberst a.D. Viktor W. Muchin, entdecken die Historiker Dr. Rolf Keller und Dr. Reinhard Otto in diesem Militärarchiv Karteikarten, die von der deutschen Wehrmacht über jeden Kriegsgefangenen angelegt wurden. Diese Karteikarten ermöglichen die Rekonstruktion des Schicksals jedes einzelnen, nach Deutschland deportierten, sowjetischen Soldaten. Einer von ihnen ist Nicolai Kurilow. Nach seiner Gefangennahme im Oktober 1941 verliert seine Familie jede Spur von ihm. Das Schicksal von Nicolai Kurilow wird aus der Perspektive seiner Nichte Evgenia erzählt und mit Hilfe von Briefen und Unterlagen belegt. Nicolai Kurilow stirbt am 21. Januar 1942 auf Langeoog. Er ist einer von insgesamt 2 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen, die von Juni 1941 bis April 1942 in deutscher Gefangenschaft sterben.

Insgesamt fallen im zweiten Weltkrieg von 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen 3,5 Millionen Hunger, Kälte und Misshandlung zum Opfer. Kehrten sie nach Kriegsende schließlich physisch und psychisch zerstört in ihre Heimat zurück, galten sie als Kollaborateure und mussten unter Stalin schwere Repressalien fürchten.