Fest- und Gedenkwoche: 90 Jahre Bauhaus in Ilmenau – 77 Jahre Deportation jüdischer Nachbarn

Donnerstag, 9. Mai 2019 bis Samstag, 11. Mai 2019

Paul-Löbe-Straße 1, 98693 Ilmenau

Eine Veranstaltung von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. in Kooperation mit Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Lokale Partnerschaft für Demokratie ILM-KREIS

Vor 90 Jahren, im Frühjahr 1929, wurde der Grundstein für das Kaufhaus "Wilhelm Sandler Herren- und Knabenbekleidung" gelegt. Anlässlich der Eröffnung ein halbes Jahr später war nicht nur die Ilmenauer Tageszeitung "Die Henne" des Lobes voll: Das Gebäude sei ein "Meisterwerkmoderner Baukunst", bei dem "hervorragend technisches und künstlerisches Können entfaltet" worden sei. Und in der Tat war der Baustil der Neuen Sachlichkeit, auch als "Bauhaus-Stil" bekannt, bahnbrechend. Ilmenau begab sich damit in gute Gesellschaft von Städten wie Dessau oder Berlin, die der Moderne zum Durchbruch verhalfen. Doch nur 13 Jahre später, am 9./10. Mai 1942, wurden die Kaufhaus-Inhaber und angesehenen Bürger Ilmenaus Wilhelm Sandler sowie Helene und Samuel Gronner gemeinsam mit Hunderten anderer jüdischer Thüringer Richtung Polen deportiert und die meisten von ihnen dort ermordet.

Für uns ist beides – Errichtung eines Meilensteins der Architekturgeschichte und Ermordung durch die Nationalsozialisten – Anlass genug für eine Fest- und Gedenkwoche. Wir freuen uns sehr, dass Herr Sam Gronner und Frau Tamar Kallman (beide USA), zwei Enkel der Ermordeten, die Stadt Ilmenau besuchen und an unseren Veranstaltungen teilnehmen werden.

Infos zu den Programmpunkten:

Der Erinnerungsort "Topf&Söhne" (Erfurt) erinnert an ein Unternehmen, das sich während des Nationalsozialismus von einer ganz normalen Firma für Krematoriumsöfen zum Lieferanten fürs KZ Auschwitz-Birkenau entwickelte und damit Teil desmillionenfachen Judenmordes wurde.

Der Stolpersteine-Gedenkrundgang (Ilmenau) wird durch Martin Strauch und Rainer Borsdorf, M.A. geleitet. Borsdorf ist freiberuflicher Historiker und Journalist. Beide beschäftigen sich schon seit Jahren mit der Geschichte des Judentums und der Shoah – so erst kürzlich wieder in der Broschüre "Jüdische Nachbarn in Ilmenau".

Die Gedenkstätte Buchenwald erinnert an die Entrechtung und Ermordung zehntausender Menschen aus allen Nationen während des NS-Regimes, die meisten davon Juden. Sie gedenkt auch der Geschichte des sowjetischen "Speziallagers Nr. 2".

PD Dr.-Ing. Ulrich Knufinke (Hannover) ist wiss. Mitarbeiter am Niedersächs. Amt für Denkmalpflege, Dozent an der TU Braunschweig und arbeitet u.a. am DFG-Projekt "Jüdische Wege in die Architektur" mit. In seinem Multimedia- Vortrag wird er das "Kaufhaus Wilhelm Sandler" einbetten in die Architekturgeschichte des Neuen Bauens und den Beitrag jüdischer Unternehmer und Architekten dazu.