Die „Jeckes“. Die wunderliche Einlebung deutscher Juden in Israel

Sonntag, 17. Juni 2012

17.00-19.00 Uhr Museum bzw. Museumsgarten Mörfelden, In der Hofreite Goldener Apfel, Langgasse 45,

Kooperationsveranstaltung von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., RAG Rhein-Main, Sektion Südhessen und der Margit-Horváth-Stiftung

Die traditionell deutschen Juden haben in Israel seit den 1930er Jahren den Spitznamen „Jeckes“, was so viel bedeutet wie: etwas steif, Anzug/Jacke tragend, akademisch gebildet, etwas pedantisch, sehr korrekt…
In unzählige Witze wird dieses Bild der „Jeckes“ gekleidet:
Ein Beispiel:
„Eine Gruppe von Arbeitern lädt einen Lastwagen ab. Sie reichen die Ziegel einzeln von Hand zu Hand weiter. - Was murmeln die Leute dabei nur unentwegt? fragt ein Passant.- „Nu, gehen Sie hin. Es sind Jeckes…
Der Passant tritt etwas näher und hört nun die Worte: „Bitte schön, Herr Doktor! – Danke, Herr Professor:“ – Bitte schön, Herr Doktor.“ – Danke schön, Herr Professor.“ – Bitte schön ….“

Die Veranstaltung wird damit beginnen, dass einige bemerkenswert engagierte Studenten aus Frankfurt über ihr Filmprojekt berichten, in dem sie deutsche Juden  interviewen, die in den 1930er Jahren nach Israel auswanderten und dort gemeinsam in einem Kibbuz leben.

„Erhobenen Hauptes.
(Über-)Leben im Kibbuz Ma’abarot“
http://www.docview.org

Ausschnitte aus dem Film werden gezeigt.
„Unsere Interviewpartner haben viel zu erzählen – von ihrer Zeit in Deutschland, ihrem Überleben, den ersten Jahren in Palästina und auch von ihren Einstellungen und Gedanken zu den Kibbuzim und dem heutigen Israel…“
heißt es in der Projektbeschreibung des studentischen Teams.

Dieses Projekt wird unterstützt und gefördert von der Jugendbegegnungsstätte Anne-Frank, der Sebastiona Cobler Stiftung für Bürgerrechte, dem Fritz-Bauer-Institut sowie der Margit-Horváth-Stiftung.

Vorgestellt wird das Projekt in Mörfelden von
Claudia Sebesteyen und Julian Volz

Anschließend Vortrag
ebenfalls mit einigen Filmausschnitten:

Die „Jeckes“. Die wunderliche Einlebung deutscher Juden in Israel
Referent: Prof. Dr. Gideon Greif (Tel Aviv/Israel – Austin/USA)

Deutsche Jüdinnen und Juden, die aus ihrem eigenen Land vertrieben wurden, mussten eine große Umstellung bewältigen – von den mitteleuropäischen Traditionen, Gewohnheiten und dem kulturellen Umfeld in die eher orientalisch geprägte Welt des Nahen Ostens.
Wie die „Jeckes“ das Leben in der neuen Heimat meisterten, welchen  Preis sie dafür bezahlen mussten und welchen Einfluss sie auf den jungen Staat Israel hatten, wird beispielhaft von Prof. Dr. Greif dargestellt.

Zur Person des Referenten:
Der 1951 in Tel Aviv/Israel geborene Historiker Gideon Greif stammt aus einer deutsch-sprachigen jüdischen Familie. Zwischen 1983 und 2009 arbeitete er in der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als Redakteur, Forschungsleiter und  Pädagoge und war Dozent an der International School for Holocaust Studies. Seit 2011 ist er Professor am Schusterman Center für jüdische Studien an der Universität von Texas in Austin/USA. – Sein ganzes wissenschaftliches Leben hat er sich mit der Geschichte des Holocaust beschäftigt. Sein erstes Buch in deutscher Sprache erschien 1995 „Wir weinten tränenlos – Augenzeugenberichte der jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz“ (Böhlau-Verlag, Fischer – TB 1999). –
Der Vortrag von Prof. Greif wird begleitet von Auszügen mehrerer Interviews aus seinem Buch „Die Jeckes“ (Böhlau-Verlag, 2000); dieses liegt bei der Veranstaltung auch zum Verkauf aus (29.- €).´

Die Filmbeispiele werden innerhalb des Museums Mörfelden gezeigt werden.
Vortrags- und Diskussionsteil werden – bei hoffentlich schönem Wetter – im Museumsgarten stattfinden.

Eintritt frei – im Museumsgarten: Getränkeverkauf und Brezeln

Die Veranstaltung endet ca. 18.30/ 19.00 Uhr.
Sie tangiert daher nicht das Fußballspiel Deutschland-Dänemark um 20.45 Uhr!