Carola Neher: Denunziation und Verfolgung im Moskauer Exil - Vortrag von Reinhard Müller

Sonntag, 17. November 2013

11 Uhr, Literaturhaus München, Bibliothekssaal,

Carola Neher
*03.11.1900, München;
† 26.06.1942, Sol-Ilezk, UdSSR


Carola Neher gehört in die Reihe der großen deutschen
Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. Als älteste Tochter
des Chorregenten und Musiklehrers Josef Neher und der
Weinstubenwirtin Katharina Neher wuchs ihre Tochter Carola
im Münchner Stadtteil Nymphenburg auf. Sie begann
ihre Karriere nach einem ersten Engagement in Baden-Baden
im Jahr 1922 an den Münchner Kammerspielen. Hier
traf sie erstmals Bertolt Brecht, der von ihrer sachlichen,
unsentimentalen Art sogleich fasziniert war. Später schrieb
er ihr, die in seinen Augen seine Theorie ideal verkörperte,
verschiedene Rollen auf den Leib. In die Münchner Zeit
fällt auch ihre Begegnung mit dem Dichter Klabund (Alfred
Henschke). Carola Neher war seine große Liebe. Für sie
schrieb er zahlreiche Gedichte und Theaterstücke.
Die späten 20er und frühen 30er Jahre waren die Zeit ihrer
größten Erfolge: Nürnberg, Breslau, Frankfurt, Wien und
endlich die Theatermetropole Berlin waren Stationen ihrer
steilen Karriere. Mit ihrer Interpretation der Haitang in Klabunds
„Kreidekreis“, der Polly in Brechts „Dreigroschenoper“
und der Marianne in Horváths „Geschichten aus dem
Wienerwald“ schrieb sie Theatergeschichte.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sah sie
sich zur Emigration in die Sowjetunion gezwungen. Nachdem
sie dort einen Aufruf zur Volksabstimmung über die nationale
Zugehörigkeit des Saargebiets unterzeichnet hatte,
wurde sie von den NS-Machthabern aus Deutschland ausgebürgert.
Im Zuge stalinistischer Massenrepressionen wurden
im Mai 1936 zunächst ihr Ehemann Anatol Becker und
bald darauf sie selbst verhaftet. Man wies ihren eineinhalbjährigen
Sohn Georg in ein sowjetisches Waisenhaus ein.
Anatol Becker wurde 1937 erschossen, sie selbst im selben
Jahr zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Sie starb am
26.6.1942 im Gefängnis von Sol-Ilezk im Gebiet von Orenburg
in der UdSSR.

 

Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt München, Memorial Deutschland e.V. und der regionalen Arbeitsgruppe München von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.