26.11.2012. Der Zeithistoriker und Antisemitismusforscher Prof. Dr. Wolfgang Benz hat am Sonntag in Erfurt den Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ entgegen genommen. Damit würdigt die gleichnamige Vereinigung die großen Verdienste des Zeithistorikers für die Erinnerungskultur in Deutschland und sein gesellschaftliches Engagement gegen Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit.
Der Laudator Prof. Dr. Bernd Faulenbach, stellvertretender Vorsitzender von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.: „Wolfgang Benz hat erheblichen Anteil am Stand heutigen zeithistorischen Wissens und seiner Verbreitung in unserer Gesellschaft.“ Er habe in seiner Arbeit nie nur Fakten gesammelt, sondern nach Zusammenhängen und Konsequenzen für die Gegenwart gefragt. Und er mischt sich in politische Diskurse ein. Faulenbach: „Gegebenenfalls ohne Rücksicht auf eine falsch verstandene political correctness.“
Wolfgang Benz betonte bei der Preisverleihung im Festsaal des Erfurter Rathauses, dass der Preis ihn darin bestärke, auf dem richtigen Weg zu sein. Er spielte damit auf Anfeindungen an, die auf seine Ausführungen zur Islamfeindlichkeit folgten. Benz: „Die strukturellen und methodischen Mittel, mit denen Muslime in Deutschland diffamiert werden, ähneln denen, mit denen vor dem Dritten Reich Juden diffamiert wurden. Mit den gleichen Vorurteilen nach dem Motto: ‚Die sind wegen ihrer Religion schlecht.‘“ Und: „Was wäre eine Erinnerungskultur wert, wenn man daraus nicht lernen würde, dass man Minderheiten nicht diskriminieren darf, egal vor welchem Hintergrund.“
Wolfgang Benz, geboren 1941 in Ellwangen, war von 1990 bis 2011 Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Benz hat wegweisende Forschungen über die Geschichte und über Vorurteile in der Gegenwart erbracht. Mehr als 200 Werke hat Benz verfasst oder herausgegeben. Darüber hinaus hat Benz es wie wenige andere Akademiker geschafft, seine Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit in verständlicher Form zugänglich zu machen. Im Zentrum der Arbeit von Benz steht die Zeit des Nationalsozialismus, doch behält er immer einen Blick und einen Bezug auf die gesellschaftliche Gegenwart. Nach wie vor gibt er den öffentlichen Debatten zum Nationalsozialismus, zu Extremismus, Antisemitismus und zur Fremdenfeindlichkeit wichtige Impulse. Immer wieder meldet er sich zu Wort, wenn er demokratische Prinzipien und Rechte von Minderheiten gefährdet sieht.
Der Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ wird seit 2005 jährlich vergeben. Das Preisgeld von 7500 Euro stellt die Frauke-Weber-und-Rainer-Braam-Stiftung zur Verfügung. Bisherige Preisträger: 2005 Johannes Rau, 2006 die Musikgruppe „Die Prinzen“, 2007 das Maximilian-Kolbe-Werk, 2008 Dr. Theo Zwanziger, 2009 Rainer Eppelmann, 2010 Prof. Dr. Feliks Tych, 2011 Rafik Schami.