Der Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz und Förderverein Synagogenplatz Ludwigsburg e. V. wurde am 20.06.2024 für seine jahrelange Arbeit zur Erinnerung an jüdisches Leben in Ludwigsburg und andauernde Impulse zur Diskussion über die historische Erfahrung der NS-Verbrechen für die gegenwärtige Stadtgesellschaft mit dem diesjährigen Rahel-Straus-Preis ausgezeichnet. ,,Es geht um Gedenken, um die Lehren daraus, um unsere Demokratie und um unsere Verantwortung.", fasste Anne Kathrin Müller, Mitglied des Arbeitskreises, die Beweggründe für das vielfaltige Engagement zusammen.
Zeitgleich wurde an die Jerg-Ratgeb-Realschule Herrenberg einer der beiden diesjährigen Rahel-Straus-Jugendpreise für die beispielhaften Projekte der Klassen 10 zur Demokratiebildung anhand der Beschäftigung mit Opfern der NS-Verbrechen und weiterer Schulprojekte vergeben.
Neben Birgit Kipfer vom Verein Gegen Vergessen - Für Demokratie und den Preisträgern, die ihre Projekte vorstellten, sprach Isabel Schwab aus der Berthold Leibinger Stiftung. Der Ludwigsburger Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht verband den historischen Ort mit tagesaktuellem Geschehen: ,,Es macht mich sehr demütig, dass der Preis in Ludwigsburg auf dem Synagogenplatz übergeben wurde, einem Ort, an dem unvorstellbar großes Leid geschehen ist. Wir dürfen nie vergessen. Gerade in Zeiten, in denen Menschen jüdischen Glaubens wieder um ihr Leben fürchten müssen und Demokratie und Rechtsstaat gefährdet sind wie seit langem nicht."
Daniel Born, Vizepräsident des Landtags Baden-Württemberg, wies in seiner Festrede ,,Warum erinnern?" darauf hin, dass Erinnern an vergangene Gräueltaten Mahnung für unser Handeln sein muss, aber auch die positive Erinnerung an starke und mutige Persönlichkeiten für unsere Zukunft von großer Bedeutung ist. Umrahmt wurde der Festakt musikalisch vom syrischen Musiker Mazen Mohsen, der u.a. das Lied ,,Die Gedanken sind frei" interpretierte. lnsgesamt nahmen an der Preisverleihung auf dem Ludwigsburger Synagogenplatz über 75 Personen aus Gesellschaft und Politik teil.
Mit dem Rahel-Straus-Preis und Rahel-Straus-Jugendpreis wird bürgerschaftliches Engagement von Jugendlichen und Erwachsenen in Baden-Württemberg geehrt, das mit besonderen Projekten die Ziele der Landesarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg innerhalb des Vereins Gegen Vergessen - Für Demokratie e. V. verfolgt. Dazu zählt die Erinnerung an die Geschichte der beiden Diktaturen auf deutschem Boden im 20. Jahrhundert zur Bewahrung der Demokratie in der Gegenwart, das Engagement in der Auseinandersetzung mit Feindbildern, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und anderen Formen des politischen Extremismus sowie die Förderung demokratischer Werte.
Die mit jeweils 1.000 Euro dotierten Preise werden seit 2019 von der Landesarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg innerhalb des Vereins Gegen Vergessen - Für Demokratie vergeben und von der Berthold Leibinger Stiftung gestiftet.
Der Preis ist benannt nach Rahel Straus, die als mutige, fortschrittliche jüdische Frau in die Geschichte einging. So war sie etwa eine der ersten Medizinstudentinnen Deutschlands und in der Frauenrechtsbewegung des frühen 20. Jahrhunderts aktiv. Sie emigrierte 1933 nach Palästina und engagierte sich in vielfacher Weise in der Wohlfahrtspflege.
Das Walter-Eucken Gymnasium/Kaufmännische Schulen I in Freiburg i. B. wird am 3.7. für die vielfaltigen Aktivitäten zu den Themen Holocaust, Antisemitismus und jüdisches Leben in Freiburg mit dem zweiten diesjährigen Rahel-Straus-Jugendpreis geehrt.