Mitmachangebot für junge Mitglieder

RAG Westfalen bietet historische Herbstakademie zur „Zukunft der Erinnerung“ an / Lesung mit Cornelia Schmalz-Jacobsen / Anmeldungen zu dem Workshop 2011 ab sofort möglich

Mit einem besonderen Angebot wendet sich die RAG Westfalen speziell an junge Mitglieder und mögliche neue Mitstreiter der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, die zu einer historischen Herbstakademie in den Kreis Göttingen eingeladen sind. Unter dem Titel „Zukunft der Erinnerung: Wie junge Menschen mit dem Erbe von zwei deutschen Diktaturen umgehen“ bietet der mehrtägige Workshop neben Angeboten zur Diskussion auch eine Lesung und ausgewählte Exkursionen: Zu Orten der deutsch-deutschen Teilung bis 1989/90, zum Mahnmal am Platz der im November 1938 zerstörten Göttinger Synagoge und zum Grenzdurchgangslager Friedland. Die stv. Vorsitzende von Gegen Vergessen – Für Demokratie, Cornelia Schmalz-Jacobsen, hat ihre Teilnahme zugesagt, um mit den Teilnehmern über Geschichtskultur zu diskutieren und ihr Buch „Zwei Bäume in Jerusalem“ über den Rettungswiderstand ihrer Eltern während der NS-Zeit vorzustellen. Fester Kooperationspartner für das Projekt ist der Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Münster. Das Team an dem einstigen NS-Täterort in Nordrhein-Westfalen engagiert sich mit der RAG Westfalen und ihrem Sprecher Horst Wiechers für innovative Möglichkeiten des Erinnerns, Forschens und Lernens. Es hat die historische Herbstakademie von Donnerstag, 6. Oktober, bis zum Sonntag, 9. Oktober 2011, im benachbarten Bundesland Niedersachsen vorbereitet.

Bewusst nimmt der Workshop am verlängerten Wochenende jedoch nicht nur die Jahre der NS-Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkriegs in den Blick, sondern fragt vielmehr nach verschiedenen Brüchen und Kontinuitäten in Deutschland während des 20. Jahrhunderts. „Erinnern heißt wachsam bleiben“, lautet nämlich ein Postulat für die Bildungs- und Vermittlungsarbeit an Erinnerungsorten, die auch „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ kontinuierlich unterstützt. Im Blick auf 1933 bis 1945 und die Massenverbrechen unter dem Hakenkreuz gibt es dabei viele konkrete Initiativen, Anhaltspunkte, Forderungskataloge und Fundamente für eine intensive „Erziehung nach Auschwitz“ und für eine effektive Prävention gegen Rechtsextremismus. Doch wie lässt sich angemessen an beide deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts erinnern? Wie sind der DDR-Überwachungsstaat bis 1989 und die „alte“ Bundesrepublik, wie die überwundene Teilung Europas zu dokumentieren? Würdigen Vergleiche und vorschnelle Bezüge aufeinander vielleicht sogar die verschiedenen Opfergruppen und Verfolgtenschicksale herab? Bereiten die „Erinnerungskonkurrenzen“ – beispielsweise im Feld von Flucht und Vertreibungsunrecht – Probleme oder vielmehr fruchtbaren Boden für neue Forschungs- und Bildungsaktivitäten? Wie gehen jugendliche Deutsche und Menschen mit verschiedenen Migrationshintergründen an diese Kapitel der Zeitgeschichte heran? Solche Grundfragen werden sich interessierte Schülerinnen, Schüler, Studierende und junge Erwachsene bis 35 Jahre stellen während ihrer Tagung, die sie weitgehend in Eigenregie ausgestalten. Bewusst gewählt wurden für die Akademie allerdings die Jahrestage der DDR-Gründung 1949 und vor allem der Leipziger Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 gegen das SED-Regime, die neben den teils vorherigen Protesten in Plauen und andernorts als Meilenstein auf dem Weg der „friedlichen Revolution“ gilt.

Die Teilnehmendenzahl für die Akademie ist begrenzt. Es wird pro Person altersabhängig ein Kostenbeitrag erhoben. Junge Vereinsmitglieder können jedoch kostenfrei teilnehmen bei eigener Anreise zum Tagungsort nahe Göttingen. Nähere Infos dazu und Anmeldungen bei Stefan Querl, Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Münster, Kaiser-Wilhelm-Ring 28 in 48145 Münster. E-Mail-Kontakt: stefan.querl(at)stadt-muenster.de und Telefon 0251/4927107.

Stefan Querl ist Mitarbeiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster und Mitglied von Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.